So dokumentierte auch jenes, mit dem sie sich am Mittwoch im Konzerthaus einstellten, ihren Hang, Zusammenhänge nicht nur im Verlauf der Wiedergabe eines einzelnen Werkes, sondern auch durch deren Kombination zu dokumentieren: Später Schumann und Bartók, das hat was.
Eigentlich kaum zu glauben, dass Yehudi Menuhin (dessen Sohn übrigens als Kolumnist auf Norman Finkelsteins Spuren im deutschen NDP-Organ tätig ist) es war, der Béla Bartók mit der Komposition seiner späten Violin-Solosonate beauftragte.
Ist dieses Werk doch in seinen Rückgriffen auf alte formale Muster, in der kaleidoskopischen Unruhe seiner Thematik und in seiner zum Teil mikrotonal visionären (von Menuhin bei der Uraufführung allerdings nicht realisierten) Klangaufteilung so etwas wie ein ebenso verwirrendes wie berührendes künstlerisches Vermächtnis des Komponisten, der ein Jahr nach dessen 1944 erfolgter Fertigstellung starb.
Von Robert Schumanns 1851, also fünf Jahre vor seinem Tod entstandener d-Moll-Sonate für Violine und Klavier (op. 121) lässt sich freilich nicht sagen, sie hätte testamentarischen Wert.
Dennoch weist sie in ihrem strukturellen Mix aus thematischem Röhrendenken und Gedankenflucht ein immenses Ausmaß an im besten Sinn modern wirkenden Chaospotenzial auf, das sie vor allem im hohen Anspruch, den sie an die Interpreten stellt, ohrenfällig eng an Bartók rückt.
Beziehungsgestrüpp
So wie bei diesem Schumann läuft auch bei Bartók nichts windschlüpfrig von selbst, gibt es für die Ausführenden keine melodischen, rhythmischen oder sonstigen vordergründigen Orientierungshilfen. Hier muss das Gestrüpp der inneren Bezüge immer wieder neu gerodet werden. Und gerade darin sind Argerich und Kremer auf ihren Instrumenten einsame Weltmeister. Nicht nur durch die Selbstverständlichkeit, mit der sie die Werke technisch meistern, sondern auch durch das spontane emotionale und intellektuelle Einvernehmen, mit dem sie Notenkomplexe in Musik verwandeln.