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Hakoah-Ehrenpräsident Erich Sinai, Schwimmer Markus Rogan, der Präsident des Sportklubs Hakoah Paul Haber, Finanzstadtrat Sepp Rieder und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant bei der Grundsteinlegung des geplanten Sportzentrum S.C. Hakoah und des IKG-Campus im zweiten Wiener Gemeindebezirk.

Foto: AP/RONALD ZAK
Wien – "Ichmanngasse" heißt die Straßenbahnhaltestelle der Linie 21 in der Wehlistraße in Wien-Leopoldstadt immer noch, benannt nach dem Wienerlied-Texter und NSDAP-Mitglied Franz Ichmann. Wenn hier der Campus der Israelitischen Kultusgemeinde Anfang 2008 eröffnet und somit der traditionsreiche jüdische Sportverein S.C. Hakoah an seinen ursprünglichen Standort im Prater zurückkehrt, wird jedoch auch dieser "braune Fleck" verschwunden sein – die Umbenennung in Simon-Wiesenthal-Gasse ist beschlossen.

Grundstück erst 2005 zurückgegeben

Er wisse nicht, ob er das viele Positive oder das viele Negative hervorheben soll, sagte Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), anlässlich der Grundsteinlegung am Montag, also werde er beides erwähnen. Denn fast 70 Jahre ist es nun her, dass das Grundstück der Hakoah im Jahr 1938 von den Nationalsozialisten enteignet und "arisiert" wurde, erst 2005 wurde es nach jahrelangen Verhandlungen mit der Republik Österreich auf Basis des "Washingtoner Abkommens" von 2001 restituiert.

Künftig werde hier auf 20.000 Quadratmetern das größte derartige jüdische Zentrum Europas beheimatet sein, betonte Muzicant auch die Positivseite. "Das ist ein wesentlicher Beitrag für die Lebensfähigkeit, Aktivität und Energie, die heute in der jüdischen Gemeinde vorherrschen."

Nach den Plänen von Architekt Thomas Feiger wird seit Anfang Oktober gebaut: Ein viergeschoßiger Neubau für das Zwi-Peres-Chajes-Schulzentrum, dessen bestehendes Haus aus allen Nähten platzt, und eine Dreifachsporthalle samt Zuschauertribüne für 260 Personen sowie diverse Sport- und Freizeitflächen wie Tennisplätze, Leichtathletikanlagen und eine Liegewiese.

Schule fasst 600 Kinder

Das Schulzentrum ist für 600 Kinder ausgelegt und wird einen Kindergarten, eine Volksschule und eine AHS beherbergen, inklusive Bibliotheken, Speisesälen und einer Synagoge. Für die Innenausstattung und Sicherheitseinrichtungen werden noch Spenden gesammelt. Bis 2009 soll auch das Seniorenwohn- und -pflegeheim Maimonides-Zentrum auf den Campus übersiedeln.

Schwimm-Erfolge

Die sieben Millionen Euro, die Bund und Stadt Wien als Entschädigung bezahlten, reichen zwar zur Adaption des Geländes und zum Bau der Sporthalle. Noch nicht gesichert ist jedoch die Finanzierung des Hallenschwimmbades. Für die Aufbringung der benötigten 2,25 Millionen Euro setzt sich Schwimmstar Markus Rogan persönlich als Fundraiser ein.

Mit der Schwimmhalle könnte der S.C. Hakoah wieder an seine Erfolge der Zwischenkriegszeit anschließen: Denn neben den Kickern, die 1924/25 den Meistertitel errangen, machte besonders die Schwimmsektion durch zahlreiche internationale Erfolge aufmerksam. Paul Haber, Präsident der Hakoah Wien, hob in seiner Rede vor allem jene Schwimmerinnen hervor, die sich weigerten bei den Olympischen Spielen 1936 vor Hitler zu defilieren und damit ein Zeichen gegen den Faschismus gesetzt haben. "Österreich hat nach dem Krieg versagt", sagte Haber. Dass sein verstorbener Vater, Karl Haber, der sich jahrelang um die Rückerstattung des Hakoah-Platzes bemüht hatte, "diesem Wendepunkt" nicht mehr beiwohnen konnte, bedauerte er. "Wir glauben, dass mit diesem Projekt die Nachkriegszeit ein Ende gefunden und die jüdische Gemeinde wieder einen angemessenen Platz bekommen hat", schloss Haber. (kri, DER STANDARD Printausgabe, 12.12.2006)