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Shell kapituliert vor Gazprom.

Foto: Reuters/Dan Riedlhuber
Tokio - Der britisch-niederländische Shell-Konzern tritt dem russischen Energieriesen Gazprom einem Zeitungsbericht zufolge die Kontrolle am weltweit größten Gasförderprojekt Sachalin II ab. Shell-Chef Jeroen van der Veer habe bei einem Treffen mit Gazprom-Chef Alexej Miller am Freitag angeboten, Gazprom mit knapp über 50 Prozent an dem Projekt zu beteiligen, berichtete die "Financial Times" am Dienstag. Shell wolle seinen Anteil hingegen von heute 55 Prozent auf 25 Prozent zurückfahren.

Die beiden japanischen Konzerne Mitsui und Mitsubishi, die mit 25 Prozent und 20 Prozent an Sachalin II beteiligt sind, sollten in der angestrebten Gesamtlösung jeweils zehn Prozent davon an Gazprom verkaufen, hieß es weiter. Auch die japanische Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun" berichtete von einem solchen Geschäft. Allerdings hieß es in dem Blatt, die Variante sei von Gazprom-Chef Miller angeboten worden. Noch stehe das Einverständnis von Shell, das bei den Verhandlungen federführend ist, aus. Sprecher von Mitsui und Mitsubishi wollten die Berichte nicht bestätigen.

Russland erwägt 30-Milliarden-Dollar-Klage

Russland prüft, bis zu 30 Mrd. Dollar (22,8 Mrd. Euro) Schadenersatz von dem Betreiber-Konsortium um Shell zu fordern. Wie die Umweltbehörde am Dienstag erklärte, wäre dies drei Mal mehr als bisher angepeilt. Russland wirft der Gruppe Umweltdelikte beim Öl- und Flüssiggasprojekt Sachalin II vor. Grund für die deutlich höhere Summe seien die bei einem Prozess zu erwartenden Anwaltskosten, sagte der Vizechef der Behörde, Oleg Mitwol.

"Wir werden ab März gerichtlich vorgehen können", betonte Mitwol in Moskau. Dabei sei die künftige Rolle von Shell in dem Projekt zweitrangig.

Weltweit größte Privat-Investition

Das Sachalin-II-Projekt soll mit einem Umfang von 16,6 Mrd. Euro die größte Privatinvestition weltweit sein. Ab Sommer 2008 soll verflüssigtes Erdgas (LNG) per Schiff von der Insel Sachalin im äußersten Osten Russlands exportiert werden. Die russische Regierung setzt die beteiligten Unternehmen seit mehreren Monaten unter Druck und droht mit einem Entzug der Lizenz für das Projekt. Die offizielle Begründung ist, dass sich Shell und seine japanischen Partner nicht an Umweltauflagen hielten. Allerdings gehen Beobachter davon aus, dass es der russischen Regierung missfällt, dass das größte Rohstoff-Projekt des Landes in den Händen ausländischer Konzerne befindet.

Die Verträge für Sachalin II wurden in den 90er Jahren unter Präsident Boris Jelzin geschlossen. Unter dem amtierenden Präsidenten Wladimir Putin versucht Russland hingegen, die Kontrolle über seine Öl- und Gasreserven in nationaler Hand zu behalten und lediglich ausländische Minderheitsbeteiligungen zuzulassen. So sind etwa die deutschen Konzerne Eon Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall stets nur zusammen mit Gazprom an Gasfeldern oder Pipelines beteiligt. Ein ähnliches Modell deutet sich nun für Sachalin II an. (APA/AFP)