Daniel Hafner versteht seine Arbeit "Wald (0,5 t Papier)" als Reminiszenz an das stete Pendeln.

Foto: Kunsthaus Graz
Graz - Hinter dem etwas holprigen Titel - Erzählungen. -35/65+. Zwei Generationen - verbirgt sich der Versuch einer Bestandsaufnahme zeitgenössischer Kunst auf dem weitläufigen Feld der Narration als Bildinhalt. Eingrenzend beschränkte man sich im Kunsthaus Graz auf Künstler aus Österreich und seinen Nachbarländern, die entweder unter 35 oder über 65 Jahre alt sind. Die Gegenüberstellung findet sich im Ungleichgewicht: Von den 30 Künstlern gehören nur sechs der Generation über 65 an. Da die Kuratorinnen eher auf aktuelle denn auf "typische" Arbeiten zurückgegriffen haben, reihen sich diese zwar dem Themenstrang der Erzählungen ein, das Generationenspezifische aber wird weder hervorgehoben noch klargestellt.

Dass die Schau dennoch aufgeht, liegt wohl im unübersehbaren Potenzial der Arbeiten der Jungen. Sei es, dass klar hervorgeht, dass eine so unaktuelle Thematik wie der Narration - sowohl auf der Ebene der konkreten, als auch auf jener der abstrakten Umsetzung - eine Herausforderung an Künstler stellt. Sei es, dass bei aller Neudeutung des Ausstellungs- und Präsentationsgedankens eine "klassische" Ausstellung viel zu bieten hat.

Dabei lassen die Künstler bis 35 jegliche Einteilung in Stile und Medien hinter sich und bedienen sich je nach Inhalt und Aussage am Pool der adäquaten Ausdrucksmöglichkeiten. Besonders hervorgehoben sei die Arbeit Wald (0,5 t Papier) von Daniel Hafner, der - in Reminiszenz an das Pendeln mit dem Zug - eine raumfüllende Skulptur gestaltet, die gleichzeitig Bodenzeichnung und Labyrinth ist. Lyrisch-poetisch zeichnet er einen Weg voller Kontraste und Gegensätze.

Dieser Arbeit zur Seite gestellt ist Gelegentlich unterwegs von Luisa Kasalicky, die, ausgehend von einem Werk des Renaissancekünstlers Sassetta, Architekturelemente und Baumaterialien in einen Raum platziert und so den Prozess der Komposition räumlich darstellt. Dabei verlässt sie den Raum der klassischen Malerei ebenso wie Zenita Komad, die mit Alle Tassen im Schrank die Zweidimensionalität in zweierlei Hinsicht verlässt: Zum einen, indem sie mit ihren Motiven aus der Leinwand heraustritt, und zum anderen, indem sie die Leinwände als Kartenhäuser aufstellt, die keiner Wand mehr bedürfen, an denen sie hängen, und so den skulpturalen Raum zu erobern suchen.

Das von Peter Pakesch seit Langem gehegte Ansinnen der Wiederbelebung des trigon-Gedankens erhält mit dieser Ausstellung einen gewissen Anstoß, als die Arbeiten der jungen Generation beachtliche Aufbruchqualitäten aufweisen. Die unglückliche Gegenüberstellung zweier Generationen hätte man sich in dieser Form jedoch sparen und expliziter in einer eigenen Ausstellung herausarbeiten können. (Nora Theiss / DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2006)