Dank der Arbeit zum Mozartjahr hat die weibliche schwarze Community eine starke Identifikationsfigur: Josefine Soliman.

Foto: Lisl Ponger
Wien – Das "Happy Birthday" wurde besonders innig gesungen. Anlass der Geburtstagsfeier war einmal mehr das Mozartjahr – doch das Geburtstagskind, das Montagabend im Brick 5 gefeiert wurde, war eine Zeitgenossin des Komponisten, die am 18. 12. 1772 in Wien zur Welt kam: Josephine Soliman, Tochter des "Hofmohren" Angelo Soliman.

Im Zuge der Arbeiten zur Ausstellungsserie "Remapping Mozart – Verborgene Geschichte/n" war das Rechercheteam der Kuratorin Evelyn Johnston-Arthur auf die Tochter des Schwarzen und einer Weißen gestoßen; Belinda Kazeem und Claudia Unterweger hatten dann ihr Leben für die dritte Ausstellungskonfiguration in der Kuffner-Sternwarte dokumentiert. Auch wurde die Wiener Löwengasse symbolisch in Josefine-Soliman-Straße umbenannt. "Dieses Straßenschild schaue ich immer wieder an – es gibt mir Kraft", erläutert Johnston-Arthur. "Es ist Symbol für unseren Struggle", denn die hiesige schwarze Diaspora sei für Wien typisch "eine herzige, romantisierte – aber in Wirklichkeit blutige Gewaltgeschichte".

Schwarzer Protest

Doch Josephine Soliman habe "als schwarze Frau Eigensinn bewiesen und Widerstand geleistet". Immer wieder protestierte sie dagegen, dass ihr Vater nach seinem Tod wie ein exotisches Tier ausgestopft und zur Schau gestellt wurde und forderte ein würdiges Begräbnis. Kurz: Josephine Soliman wurde dank der Recherchearbeit zur vierteiligen Mozart-Ausstellung zur starken Identifikationsfigur für die weibliche schwarze Community in der Stadt.

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der umfangreichen historischen und künstlerischen Arbeiten von "Remapping Mozart". Genauso wurde die serbische, kroatische und bosnische Gemeinde mit einbezogen, wurden sämtliche Texte in die jeweiige Muttersprache übersetzt. Auch wurde in Kooperation mit dem Standard im "museum in progress" etwa die klassische Kolaric-Werbung "Warum sagen S' zu dir Tschusch?" fortgesetzt: Ljubomir Bratic ließ ihn im Original sprechen: "Kolaric Kaže: Die Demokratie wird immer vollkommener, während wir auf sie warten." Das sei "ein gelungenes Gesamtkunstwerk" gewesen, schmunzelt Bratic. "Das erschien gleich neben einem Artikel zum Ortstafelstreit."

Wie auch die türkische Gegenwart in die Zeit Mozarts und wieder zurück gespiegelt wurde. "Mozart war ja frei von Vorurteilen", betont Mozartjahr-Intendant Peter Marboe. "Das muss man sich vergegenwärtigen, dass er mitten im türkenfeindlichen Klima Wiens den Großmut eines Sultans auf die Bühne brachte." Remapping Mozart sei "eines der aufwändigsten Projekte des Wiener Mozartjahres" gewesen, betont Marboe. "Inhaltlich und finanziell. Es ist aber eine Grundlage zum Weitermachen. Ein lebender Diskurs darüber, wie wir in dieser Stadt miteinander umgehen wollen." Montagabend präsentierte Lisl Ponger den "Katalog" zur Ausstellungsserie: eine datengewaltige CD-ROM. (Roman David-Freihsl/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 20.12. 2006)