Salzburg - Die Autorin Elfriede Jelinek, vor zwei Jahren "Author in Residence" bei den Salzburger Festspielen, protestiert in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Wochenmagazins "News" scharf gegen die Ausladung des Aktionisten Christoph Schlingensief durch die Festspiele. Allein - laut Pressebüro des Salzburger Festivals wurde Schlingensief gar nicht eingeladen. Der deutsche Regisseur sei vor einigen Monaten von sich aus auf Schauspieldirektor Frank Baumbauer zugegangen und habe ihm ein Projekt vorgestellt, das dann aber "nicht ins Programm gepasst hat", wie Pressesprecherin Regina Wohlfarth am Mittwoch. Jelinek vehement für Einladung Schlingensiefs erklärte gegenüber dem Wochenmagazin, mit der Festspielleitung ein regierungskritisches Projekt vorbesprochen zu haben, dann aber vor etwa zwei Monaten wieder ausgeladen worden zu sein. Dazu Jelinek in "News": "Ich begreife diese Ausladung nicht. Mortier geht doch in zwei Jahren und hat nichts mehr zu verlieren - gerade deshalb sollte er alles unterstützen, was diese Regierung künstlerisch in Frage stellt. Ich flehe ihn an, Schlingensief nach Salzburg einzuladen." Behördliche Schwierigkeiten Sollte der Regisseur sein Projekt auch ohne Festspiel-Weihen in der Salzburger Altstadt durchziehen wollen, darf er jedenfalls mit behördlichen Schwierigkeiten rechnen: Bürgermeister Heinz Schaden (S) kommentierte die Aussichten in der jüngsten Ausgabe des Wochenmagazins: "Das Genehmigungsverfahren ist bei uns viel restriktiver als in Wien. Speziell zur Festspielzeit ist die Chance, so eine Genehmigung zu bekommen, ganz, ganz gering." Was für Jelinek wiederum an Zensur grenzt: "So niveaulos die Reaktionen in Wien waren - Schlingensiefs Container-Aktion hat dort immerhin stattgefunden. Hier aber verhindert man das Projekt gleich in vorauseilendem Gehorsam." Einsparungen an Avantgarde-Projekten Scharfe Kritik kam von Jelinek auch an der budgetbedingten Einsparung von Avantgarde-Projekten im nächsten Salzburger Festspiel-Sommer. "Mir scheint all das programmatisch. Nicht zufällig wird im Sommer 2001 das einzige künstlerisch spannende Ereignis, Lachenmanns 'Mädchen mit den Schwefelhölzern', eingespart. Man sieht den Weg schon vorgezeichnet: Die Avantgarde soll in Salzburg abgeschafft werden - ein hoch politischer Vorgang." Festspiel-Pressechefin Wohlfarth merkt dazu an, dass auch andere Programmpunkte, etwa eine Opern-Uraufführung oder Projekte aus dem Next-Generation-Zyklus gestrichen beziehungsweise verschoben werden mussten. Für Festspiel-Intendant Gerard Mortier sei Lachenmanns "Mädchen mit den Schwefelhölzern" zudem "noch nicht gestorben". Der Festival-Leiter habe "großes Interesse" an der Realisierung des Projekts und bemühe sich noch, dafür Sponsoren zu finden, betonte Wohlfarth. (APA)