Der Steirer Andreas Bardeau kann das Bild Rumäniens bei den alten EU-Mitgliedern, geprägt von Korruption und Misswirtschaft, nicht bestätigen, aber die Erfahrung einer überbordenden Bürokratie. Ein Erfahrungsbericht eines Agrar-Investors.

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Bukarest - Andreas von Bardeau besucht seinen Wohnort in Österreich - der Familie Bardeau gehört das schmucke Schloss Kornberg in der Südoststeiermark - nur mehr "übers verlängerte Wochenende". 90 Prozent seiner Zeit verbringt er im rumänischen Banat, wo die Familie vor fünf Jahren Grund und Boden in großem Stil gekauft hat. Die Bardeau Holding Romania besitzt dort 27.000 Hektar landwirtschaftlichen Grund (zum Vergleich: das ist mehr als zehnmal die Fläche des Lainzer Tiergartens). Mit 400 Mitarbeitern wird Viehzucht und Ackerbau betrieben - ausschließlich für den rumänischen Markt, der laut Bardeau weit davon entfernt sei, autark zu sein oder EU-Standards, etwa bei der Milch- oder Fleischproduktion zu entsprechen. "Billa muss für die rumänischen Läden zwei Sattelschlepper voll Fleisch in der Woche aus dem Ausland kommen lassen", sagt Bardeau. Deshalb sei es so wichtig, dass die Mittel aus Brüssel gezielt gegen die größten Mankos eingesetzt werden: Für mehrere den EU-Vorgaben entsprechende Schlachthöfe etwa. Als die Familie im Jahr 2000 begann, Grund und Boden zu kaufen, betrat die Bardeau Holding damit quasi Niemandsland. Auslandsinvestitionen flossen ausschließlich in die Industrie. "Wir mussten den rumänischen Landwirtschaftsminister erst von unseren Plänen überzeugen und davon, dass wir langfristige Investoren sind", sagt Bardeau. "Und man darf den Leuten nie das Gefühl geben, dass wir die Gescheiten sind."

Langer Atem

Auf Korruption habe man sich erst gar nicht eingelassen. "Da gehören nämlich immer zwei dazu. Die Dinge haben dann halt vielleicht länger gebraucht." Wobei Bardeau aus Erfahrung weiß, dass ein langer Atem schon aufgrund der rumänischen Bürokratie nötig ist. "Viele Strukturen existieren noch aus der kommunistischen Planwirtschaft. Und jetzt kommen die EU-Vorgaben noch dazu. Die werden auf die bestehenden Strukturen draufgesetzt. Aber auch Österreich hat lange gebraucht, um das Subsidiaritätsprinzip der EU erst einmal zu verstehen."

Mittlerweile haben die Grundstückspreise von rund 500 Euro je Hektar (im Jahr 2000) fast einen Boom bei ausländischen Agrarinvestoren ausgelöst; obwohl die Grundstückspreise in der Zwischenzeit um das Vierfache angestiegen sind. Für das Banat entschied sich die Familie nicht nur aufgrund der fruchtbaren Böden, sondern auch, weil aufgrund der österreichischen k.u.k-Vergangenheit Kataster und Grundbuch vorhanden waren, sodass es auch künftig nicht zu Problemen mit eventuellen Restitutionsforderungen kommen kann. Jenseits der Karpaten sei das anders, so Bardeau, dort gebe es keine so langfristigen Besitzaufzeichnungen.

Die Umstrukturierung der rumänischen Landwirtschaft sei noch lange nicht zu Ende. Das größte Problem sei der hohe Grad an Subsistenzbauern, die nur für den eigenen Bedarf produzieren. 85 Prozent der rumänischen Bauern wirtschaften so, zehn Prozent für die vielen Kleinmärkte. So kommt es, dass 40 Prozent der agrarischen Fläche nicht genutzt werden, und das werde sich nach Einschätzung Bardeaus auch so schnell nicht ändern, weil die Kleinbauern in der Regel am Ende ihres aktiven Berufslebens stehen. Bardeau: "Das ist eine Generationenfrage, die ist aber sehr drängend, weil die brach liegenden Flächen mehr und nicht weniger werden." (Johanna Ruzicka/DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2006)