Und dennoch sollten sich Skifahrer den Namen Kaltenbach merken: Denn von hier führt die Seilbahn ins Gebiet Hochzillertal-Hochfügen, das sich in den vergangenen Jahren zu einem der besten Skigebiete in ganz Tirol gemausert hat. Alles hier ist darauf ausgerichtet, dass der Wintersportler möglichst rasch auf die Piste findet. Mitten im Ort liegt ein riesiger Parkplatz, daneben ein eigenes Parkhaus, und dahinter gleich die Station der Zillertaler Bahn. Von den Liftkassen führt eine Rolltreppe zu den Umlaufbahnen, die bis zu 6000 Skifahrer in der Stunde auf 1800 Meter Seehöhe transportieren kann. Dort eröffnet sich eine Bergarena mit 35 Liften und 155 Pistenkilometern, eines der größten zusammenhängenden Skigebiete Österreichs.
Schultz'sche Schöpfung
Das Skigebiet Hochzillertal ist die Schöpfung der Familie Schultz, die vor 28 Jahren die erste Bergbahn in Kaltenbach eröffnet hat und seither das Gebiet ausbaut. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm Martha Schultz vor rund zwei Jahren die Leitung des Unternehmens, und seither zeigt die dynamische 43- Jährige der Tiroler Macho-Gesellschaft, was Frauenpower in den Bergen ausrichten kann.
Seit dem Winter 2004/05 steht nach jahrelangen Bemühungen endlich die Liftverbindung ins benachbarte Hochfügen, durch die sich die Zahl der auf Skiern erreichbaren Abfahrten mit einem Schlag verdoppelte. Mühsam war dabei weniger, den dazwischen liegenden Marchkopf zu überwinden als die Rivalitäten der verschiedenen Ortskaiser. Denn die exklusiveren Hochfügener waren anfangs gar nicht begeistert vom Gedanken, das über dem tiefer gelegenen Kaltenbach die Massen zu ihnen schwingen würden.
Engpass umlaufen
Dieser Weg ist nun noch leichter geworden. In diesem Winter wurde neben der bestehenden Hochzillertalbahn in Kaltenbach eine zweite Umlaufbahn eröffnet, durch die den Wartezeiten in der Früh der Garaus gemacht wurde, und eine neue Achtersesselbahn im oberen Skigebiet. 25 Millionen Euro hat Schultz, die nebenbei auch in Osttirol und Kärnten Liftanlagen aufkauft und modernisiert, allein im vergangenen Jahr in den Ausbau investiert. Angst vor dem Klimawandel hat sie keine, denn Hochzillertal-Hochfügen geht bis auf 2500 Meter hinauf, hat hunderte Schneekanonen und ist zum Großteil nordseitig. Das beschränkt die Sonnenstunden, sichert aber Schnee bis ins Frühjahr.
Wer Sonne sucht, findet sie am besten auf der Kristallhütte, die einen Traumblick ins gesamte Zillertal mit einer ausgezeichneten Küche und relativ moderaten Preisen verbindet. Teuer ist dort nur das Gourmet-Menü, das der Frankfurter Starkoch Mario Lohninger zusammengestellt hat, aber ein Teil des Preises kommt unter dem Slogan "Eat.Drink.Help" der Charity von Deutschlands First Lady Eva Köhler zugute.
Seit dem Zusammenschluss mit Hochfügen, wo sich die schwierigeren Abfahrten befinden, läuft die gesamte Marketingmaschinerie auf Vollgas. Die gemeinsame Webseite heißt www.skioptimal.at, und als Werbeträger steht Lokalmatador Stefan Eberharter zur Verfügung. Der Weltcup- und Olympiasieger ist zwar immer noch so wortkarg wie in seinen Weltcup-Zeiten, aber sein Name und sein Gesicht bringen viel Aufmerksamkeit im hart umkämpften Markt um Urlauber. Deshalb sind gleich zwei Abfahrten nach ihm benannt.
Der Tourismusverband des unteren Zillertals ist seit einigen Jahren unter dem Namen "Erste Ferienregion" zusammengeschlossen. Die besten Hotels liegen in Fügen, von wo ein Skibus jede Viertelstunde die kurvenreiche Straße nach Hochfügen fährt und eine Seilbahn auf das Familienskigebiet des Spieljoch hinaufführt, oder in den exklusiveren Absteigen in Hochfügen selbst. Preiswerte Pensionen und Ferienwohnungen finden sich auch in Orten wie Stumm, Uderns oder Aschau. Wer in Kaltenbach am Berghang wohnt, kann mit den Skiern meist fast vor die Haustür fahren - wenn genug Schnee auf der Talabfahrt liegt. Wer danach noch Programm sucht, muss allerdings nach Fügen oder Mayrhofen fahren. Bloß das Vier- Sterne-Hotel Seetal bietet eine gute Küche und einen netten Wellness- Bereich.
Viel Platz im Jacuzzi
In Fügen selbst wartet seit wenigen Wochen die Erlebnistherme Zillertal, die um 16 Millionen Euro errichtet wurde und das übliche Angebot von Schwimmbecken, Saunas, Dampfbädern und Rutschen bietet - und außerdem ein Freiluft-Jacuzzi mit Bergblick. Kaum beworben ist das Bad derzeit noch ein Geheimtipp - und wird es, so fürchten manche Touristiker in der Gegend, noch lange Zeit bleiben.
Der Hauptanziehungspunkt der Region bleibt das Skifahren. Im Zillertaler Superskipass (ab vier Tagen verfügbar) sind auch sämtliche Lifte der Zillertal-Arena, die bis auf die Salzburger Gerlosplatte führt, von Mayrhofen und des vollkommen schneesicheren Hintertuxer Gletschers inkludiert - 174 Lifte insgesamt.