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Rumänische und europäische Fähnchen: Ein Bukarester feiert den Beitritt seines Landes zur Europäischen Union in der Silvesternacht.

Foto: AP/Ghirda
Die "Ode an die Freude" begleitet das feierliche Hissen der EU-Fahne. Rund 15.000 Menschen fasst der Große Ring, der Hauptplatz der Stadt Sibiu. Dann kommen die Stars des Abends, die Rocker der rumänischen Gruppe Phoenix. Eine Band, deren Musik die Geschichte Rumäniens durch Kommunismus und Postkommunismus nachzeichnet. Fast jeder in Rumänien kennt ihre Lieder auswendig, jung und alt singen mit. "Es ist sehr schön, dass es ihnen gelungen ist, die Generationen für diesen wichtigen Moment zusammenzubringen", meint eine Konzertbesucherin, die mit ihrer vierjährigen Tochter da ist.

Die Lieder der 1962 gegründeten Gruppe wurden immer wieder zensuriert, fast immer hatte Phoenix durch politisch brisante Texte gegen das Regime protestiert, bis die Mitglieder 1977, in Lautsprechern versteckt, aus dem Land flohen. Auch zu Silvester nehmen sie sich kein Blatt vor den Mund. "Gebt mir die Jahre zurück, die ich für euch vergeudet habe, denn eure Zeit ist abgelaufen, im Schatten der großen UdSSR, aber die Krallen blieben euch erhalten, in jeder Umarmung, heute schmerzt der Kuss auf der Wange", singen sie.

Die Ansprache des Bürgermeisters Klaus Johannis bleibt eher nüchtern. "Wer sich bemüht, ist erfolgreich. Bravo, Hermannstädter!" Ein 20-minütiges Feuerwerk mit dem Titel "Auf Feuerflügeln" erleuchtet dann um Mitternacht den Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union. Die Stadt gibt für die Festlichkeiten mehr als 700.000 Euro aus.

Fiebrige Vorbereitungen hatten vor Neujahr die Stadt ergriffen. Alle Hotels und sogar die Herbergen in den Vororten waren ausgebucht, die Innenstadt von Touristen überlaufen, die Restaurants suchten zusätzliches Personal.

Am letzten Tag des Jahres fiel dann wegen der Vorbereitungen in einigen Stadtteilen der Strom aus - viele saßen um den Tisch und erinnerten sich an die Zeiten des Kommunismus, als Stromausfälle zum Alltag gehörten. Und auch Kritik ist zu vernehmen: "Der Durchschnittsbürger wird es sich nicht mehr leisten können, in der Innenstadt der europäischen Kulturhauptstadt Kaffee trinken zu gehen. Wir werden höchstens draußen vorbeigehen und die Touristen in den Kaffeehäusern begaffen können", bedauert der Hermannstädter Nicu Oltean, der von seinem Verdienst Frau, Kind und Mutter ernähren muss. (Laura Balomiri aus Sibiu/DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2007)