Zur Person
Martina Dobringer (59) leitet für den französischen Kreditversicherungskonzern Coface seit 2002 die Österreich-Niederlassung und die Expansion in 13 Staaten in Mittel- und Osteuropa. Wegen anhaltenden Erfolges wurde sie 2005 in die Pariser Konzernleitung von Coface geholt.

Foto: Standard/Coface
STANDARD: Warum war Ihr vergangenes Jahr erfolgreich?

Dobringer: Erfolg ist immer in beiden Dimensionen des Lebens von Bedeutung, beruflich wie auch privat.

Beruflich war 2006 ein weiteres sehr erfolgreiches Jahr. Wir konnten unsere Erwartung am Heimatmarkt voll umsetzen, begleitend zeigen alle unsere ausländischen Niederlassungen in Zentral- und Osteuropa eine - selbst für diesen Wirtschaftsraum - außergewöhnliche Performance. Und wir konnten planmäßig unsere nächsten Expansionsschritte vorbereiten.

Eine ganz besondere und überraschende Auszeichnung war sicher die Verleihung des höchsten französischen Ordens "Chevalier dans l'ordre de la Légion d'Honneur".

Privat war dieses Jahr geprägt von vielen schönen Erlebnissen. Auch meine jüngste Tochter hat nun ihr Studium erfolgreich und in kürzester Zeit abgeschlossen. Eine fundierte Ausbildung ist einfach wichtig. Es war letztendlich nicht meine eigene Leistung, dass beide Töchter dies erreicht haben, aber ein wenig Anteil daran habe ich doch.

STANDARD: Welchen Anteil daran hatte die Globalisierung?

Dobringer: Einen unmittelbaren Zusammenhang der Globalisierung mit meinem persönlichen Erfolg sehe ich weniger. Aber das geht wahrscheinlich den meisten Menschen so. Ich bewerte die positiven Effekte der Globalisierung wesentlich höher als die negativen Aspekte. Fakt ist, wir müssen damit leben. Globalisierung ist immer - reduziert auf die Gefühlsebene - etwas sehr Abstraktes. Aber natürlich hat die Globalisierung wirtschaftlich einen hohen Einfluss, im positiven wie im negativen Sinne. Einen gewissen Anteil an unseren Erfolgen kann man ohne Zweifel darauf zurückführen.

STANDARD: Welchen Anteil daran hatte die bisherige Regierung?

Dobringer: Die bisherige Regierung hat sicher eine gewisse Anzahl an Strukturprojekten begonnen, die äußerst wichtige waren. Eine große Offensive für etablierte Unternehmen sehe ich nicht, auch keine wirkliche Erleichterung für Jungunternehmer. Das schadet dem Wirtschaftsraum Österreich.

STANDARD: Was lief im vergangenen Jahr nicht gut?

Dobringer: Es gibt immer Dinge, die nicht so gut laufen. Wahrscheinlich liegt es in meinem Grundcharakter begründet, Negatives oder nicht ganz so Positives relativ schnell zu verarbeiten und den Blick wieder nach vorne zu richten. Im Laufe der Jahre habe ich auch lernen dürfen, dass manche im Augenblick wirklich belastenden Dinge nachträglich betrachtet doch ihren Sinn hatten.

STANDARD: Wie sind Ihre Erwartungen für 2007?

Dobringer: Ich möchte mir die Zukunft offen halten, die Freiheit bewahren, das Leben sowohl privat als auch beruflich optimistisch und begeistert auf- und anzunehmen. Anforderungen, die an mich gestellt werden, mit Energie und Engagement anpacken und einem guten Ende zuzuführen. (Karin Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.1.2007)