Wien – Die Paradoxie am Arbeitsmarkt, die gerne "falsche" oder "zu wenig" Qualifizierung für das Herausfallen aus dem Arbeitsmarkt verantwortlich macht, bringt der Weiterbildungsindustrie wachsende Klientel. Zunehmend wird unter dem Schlagwort "Employability" auch in die jeweils persönliche Verantwortung geschoben, sich "arbeitsfähig" durch Weiterbildung zu halten.

Mit den positiven Konjunkturnachrichten und den zunehmenden Problemen der Unternehmen, die Kompetenzen zu finden, die sie brauchen, steigen die Weiterbildungsbudgets. "Punktgenaue Ausbildung", nennt es Michael Landertshammer, Chef des größten – und breit aufgestellten Weiterbildungsanbieters Wifi.

"Maßschneiderung und spezielle In-House-Programme in den Unternehmen", beschreibt auch Katharina Fischer-Ledenice, Geschäftsführerin des Hernstein-Institutes den Trend in der Qualifizierung. "Just in time, just in place, just in solution" heißt laut Landertshammer die aktuelle Devise der Menschen, die selbstständig Weiterbildung suchen.

Personalberater sehen künftig die Persönlichkeit bei Auswahlprozessen stärker im Mittelpunkt stehen und nennen das "hire for attitude, train for skills". Das bestätigt Landertshammer in Bezug auf die aktuellen Buchungen (das Wifi verbucht rund 290.000 Teilnehmer in 25.200 Kursen): "In allen Branchen steigt der Bedarf an soft skills wie Kommunikation, Marketing, Verkauf."

Für die Firmenklientel sagen sowohl Hernstein als auch Wifi, dass Bildungscontrolling, also das Messen der Wirksamkeit der jeweiligen Schulung, nun ins Zentrum rücke und dafür immer mehr Kennzahlen und Messwerkzeuge zur Verfügung stünden. Vom Weiterbildungskuchen in Österreich mit zusammen 2,5 Mrd. Euro werden derzeit von Privaten 32 und von Unternehmen rund 37 Prozent bestritten. Die Tendenz sehen beide als "steigend" an. (Karin Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.1.2006)