Wien - Die Wiener Grünen fürchten um den öffentlichen Nahverkehr abseits der U-Bahn. Da Parallelverbindungen mit Straßenbahn und Bus im Falle eines U-Bahn-Baus aufgegeben würden, sei die Nahversorgung gefährdet, so Verkehrssprecherin Ingrid Puller am Freitag in einer Pressekonferenz. Die Grüne Forderung: Ein obligatorischer Probe-Parallelbetrieb des Oberflächenverkehrs mit begleitender Fahrgastzählung.

Auf diese Weise könne man im Einzelfall einen bestehenden Bedarf sicher ermitteln, so Puller. Klar sei, dass mit der U-Bahn große Strecken überwunden werden könnten. Für die so genannte Feinverteilung der Verkehrsströme sei sie aber ungeeignet, zumal auf der Entfernung zwischen zwei U-Bahn-Stationen drei Bus-Haltestellen Platz fänden.

Die daraus erwachsenden größeren Distanzen zu den öffentlichen Verkehrsmitteln seien fatal in einer Stadt, die mit einer alternden Bevölkerung konfrontiert sei, meinte Puller. Die Grüne Mandatarin sitzt als Straßenbahnfahrerin selbst ein Mal im Monat in der Fahrerkanzel.

Als Negativbeispiele der Entwicklung nannte die Verkehrssprecherin die Einstellung der Straßenbahnlinie 8, die bis 1989 parallel zur U-Bahn U6 am Gürtel verkehrte, oder die Kürzung zahlreicher Buslinien im Zuge der U1-Verlängerung im Vorjahr. Dies habe zu teils massiven Verschlechterungen für die Donaustadt-Bewohner geführt. Nächstes Fallbeispiel werde vermutlich die Einstellung der Tram-Linie 21 im Jahr 2008 sein, wenn die verlängerte U2 bis zum Ernst-Happel-Stadion eröffnet werde. (APA)