Trotz bestehender Zollunion hat Russland zu Jahresbeginn an den Nachbarn geliefertes Öl mit einem Zoll von 180 Dollar pro Tonne belegt. Weißrussland reagierte mit einer spontanen Durchleitungsgebühr von 45 Dollar für den Transit nach Westen. Die weißrussischen Zollbehörden erhoben am Samstag Anklage gegen den Chef des russischen Pipeline-Monopolisten Transneft, Semjon Wajnschtok, wegen Verletzung von Zollbestimmungen. Das zuständige Gericht hat die auf Montag anberaumte Verhandlung ohne Angabe von Gründen vertagt. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti sucht Transneft nach Alternativrouten, um Deutschland und Polen zu beliefern.
Die Ölpreise sind zu Wochenbeginn nach den Verlusten der Vortage wieder kräftig hinaufgeschnellt. Der Preis der Nordsee-Rohölsorte Brent zog bis zum Nachmittag um 92 Cent auf 56,56 Dollar an.
Auch bei Gas drohte vor wenigen Tagen eine Eskalation. Buchstäblich in letzter Minute konnten sich dann aber russische und weißrussische Stellen in der Silvesternacht auf neue Konditionen einigen.
EU-Energiekommissar Andris Piebalgs will eine Expertenrunde einberufen, um die Auswirkungen näher prüfen zu lassen. Unmittelbar bestehe kein Versorgungsrisiko. Ein Sprecher von Piebalgs wies darauf hin, dass Polen strategische Ölvorräte für mehr als 70 Tage habe. In Deutschland würden die entsprechenden Reserven für 130 Tage reichen.
Österreich ist vom Lieferausfall nicht betroffen. "Wir haben keine direkte Anbindung an die Druschba-Leitung", hieß es bei der OMV auf Standard-Anfrage. Das aus Russland bezogene Erdöl gelange via Schwarzes Meer und Bosporus per Tanker nach Triest und von dort per Transalpine Ölleitung (TAL) in die Raffinerie nach Schwechat.