Vor ihrem Sprung auf das Chef-Podest hatten im Berufsleben der mit einem Wiener verheirateten studierten Konzertpianistin allerdings Moll-Töne vorgeherrscht. Sie war trotz Doktorratstudiums an der anspruchsvollen Moskauer Gnessiny-Musikakademie mit dem Schwerpunkt Musik und Pädagogik, trotz Forschungsarbeiten in Frankreich und den Niederlanden und eines Musikwissenschaftsstudiums an der Uni Göttingen ohne Job und damit konfrontiert, so Tolstykh, dass sich "das Arbeitsamt mit Jobs für ausländische Künstler äußerst schwer tut". "In Wien arbeitslos gemeldet, habe ich bald einsehen müssen, dass man nur selbst initiativ werden kann", erinnert sie sich. Tolstykh: "Außer Routine, dem monatlichen Stempel und der regelmäßigen Nachfrage, ob ich selbst einen Job im Internet gefunden hätte, war da nicht viel." Erwartungen, dass gemeinsam ein Plan zur Jobfindung erstellt werde, erfüllten sich zwar nicht, dafür wurde sie aber an eine Initiative weitervermittelt, bei der Künstler Künstler beraten.
Nach einem knappen Jahr Arbeitslosigkeit fand sich für die Pianistin dann dort eine Aufgabe als Korrepetitorin, bei der sie Sänger am Klavier begleitete. Gleichzeitig hörte sie sich selbst weiter um und erfuhr von Kursen zur Unternehmensgründung. Eine Information, die auf Tolstykh befreiend wirkte. Bereits seit ihrer Zeit in Göttingen schwebte ihr nämlich eine Musikschule für Kids vor. Das fehlende wirtschaftliche Know-how wollte sie nun nachholen. „Ich will selbstständig werden“, deponierte sie beim Arbeitsmarktservice und legte als Untermauerung gleich ein Musikschulkonzept samt Businessplan vor.
Mit ihrem Durchsetzungsvermögen fand sie bei der Hausbank und den Consultern der Österreichischen Studien- und Beratungsgesellschaft, die sie beraten und ihr "die Geheimnisse der Buchhaltung gelüftet haben", ein offenes Ohr.