Fichu - Trompeuse - Mouchoir
Das französische Brust-, Hals- oder Schultertuch kam etwa um 1780 für Frauen in Mode. Aus Musselin oder Batist gefertigt, wurde es locker in den Ausschnitt gesteckt, die verlängerten Zipfel entweder an der Vorderseite hängen gelassen oder gekreuzt und im Rücken gebunden (Brustwärmer). Das Fichu erlebte in den 1790er-Jahren anhand eines aufbauschenden Busenpolsters, die sogenannte "Gorge postiche", auch "Trompeuse" (die Betrügerin) genannt, einen modischen Höhepunkt. Sie bildete ein optisches Pendant zum "Cul de paris", die zusammen die charakteristische S-förmige Silhoutte ergaben. Dagegen war das "Mouchoir" sehr klein gehalten. Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch das "Jabot" Fichu genannt.
Long- und Wiener Schals
Daneben kamen im 18. Jahrhundert die bis zu fünf Meter langen und 1,5 Meter breiten sogenannten "Long-Schals" auf, die zu den dünnen Chemisen der Directoire- und Empire-Zeit (1795-1799 und 1800-1820) unentbehrlich waren. Sie wurden entweder lose um die Schultern gelegt oder vergleichbar dem Fichu vorne geknotet oder gekreuzt und im Rücken gebunden. Die kostbarsten Exemplare bestanden aus Kaschmirwolle mit breiten fernöstlichen Blumen- oder Palmenblattmustern aus stilisierten, halbaufgerollten, stengellosen Palmblattblättern an den Enden.
Von besonderer Bekanntheit waren die "Wiener Schals", die hier aufgrund ihrer türkischen Farben der orientalischen Muster "Türkische Schals" genannt und aus Wolle- und Kaschmirstoff hergestellt wurden.
Zwischen 1790 und 1840 erfolgte in Edinburgh eine Imitation indischer Kaschmirschals. Und seit 1802 stellte man die berühmten Paisley-Tücher in der gleichnamigen englischen Stadt her: Seide-Wolle-Schals mit Palmblattmotiven verziert. Die russischen Kaschmirschals wiederum - entweder ganz in Weiß oder bunt gemustert - wurden ab 1806 produziert. Ihre Besonderheit: die Muster waren zumeist mit Tambourstickerei nachgezogen. Anfang des 19. Jahrhunderts galt es dann als modisch, Kaschmirschals zu Kleidern, Herrenwesten, Morgenmänteln und Turbanen zu verarbeiiten.
Bayadère - Plaid - Pashmina
Ein langer, schmaler Schal aus Spitze oder Seide, die Bayadère, diente im frühen Biedermeier zur Bedeckung des Dekolletés. Etwa zwanzig Jahre später und bis ca. 1870, wies der Schal eine sehr große quadratische Form auf, die zu einem Dreieck zusammen gelegt wurde. Das in kräftigen Farben gehaltene Muster - ab 1856 ersetzen die neuen Anilinfarben zumeist die orientalischen Farben - überzog das gesamte Tuch, das mit Fransen gesäumt war und als Umhang getragen wurde.
Mit dem Aufkommen des Mantels für die Frau gestaltete sich der Schal wieder in kleinerer Form, um im Mantelausschnitt Platz zu finden. Während der Art Déco-Mode kam der Long-Schal kurzfristig wieder zu Ehren und durfte bei der Fahrt im Cabrio nicht fehlen. Bald darauf wurden für den Wintersport gestrickte Schals im Farb-Ensemble mit Haube, Pullover und Handschuhen kreiiert.
Emanuel Ungaro brachte in den späten 70er-Jahren das große Plaid auf die Laufstege, das jahrelang - über Mantel oder Jacke getragen, meist nur über eine Schulter drapiert - in Mode war.
Seit dem Jahr 2000 gilt die Pashmina (pers. "pashm" = Wolle) - aus den Unterhaaren der himalayaischen Bergziege - passend zur Kleidung und dekorativ um den Hals geschlungen bzw. eine Schulter gelegt, als modische Variation des Schals. (dabu)