Washington/New York - ForscherInnen haben das Genom eines weit verbreiteten Erregers von Geschlechtskrankheiten entziffert. Der einzellige Organismus Trichomonas vaginalis befällt in jedem Jahr rund 170 Millionen Menschen und erhöht dabei unter anderem das Risiko für eine Infektion mit dem Aidserreger HIV, für Frühgeburten sowie für Krebs. Das internationale Team um Jane Carlton von der New York University School of Medicine (USA) präsentiert seine Resultate im Journal "Science" (Bd. 315, S. 207).

Demnach hat der parasitische Einzeller auf seinen sechs Chromosomen vermutlich rund 60.000 Gene - in etwa doppelt so viele Gene wie Menschen. Für 25.000 Gene gebe es bereits direkte Hinweise, der Rest sei bisher nur vorhergesagt, heißt es in "Science". Damit habe Trichomonas vaginalis eines der größten bekannten Genome. Weite Abschnitte seiner Erbsubstanz DNA wiederholen sich, was die Analyse besonders schwierig machte, heißt es in "Science".

Übertragung

Der Erreger wird beim Sex übertragen. Infizierte Frauen leiden unter Juckreiz, Schmerzen, oft auch einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut und Ausfluss. "Ein gemeiner Erreger", urteilt Carlton in der Untersuchung. Für Männer birgt der Parasit etwas weniger Gefahr. Sie kommen meist mit einem leichten Brennen in der Harnröhre davon, können in schlimmen Fällen aber auch eine Entzündung der Prostata erleiden.

Während andere beim Geschlechtsverkehr übertragene Krankheiten wie Syphilis und Gonorrhö gemeldet werden müssen, gebe es bisher keine Datenbank für Trichomonas-vaginalis-Infektionen, bedauern die ForscherInnen in "Science". Zudem würden solche Infektionen häufig übersehen.

Bekämpfung

Wie bei vielen anderen Sequenzierungsprojekten von Krankheitserregern möchte Carlton mit ihrem Team herausfinden, wie sich der Erreger am besten mit Medikamenten bekämpfen lässt. So liefere die Analyse bereits mehrere Hinweise darauf, warum der Erreger gegen einige Wirkstoffe resistent sei.

Optimistisch stimmt die AutorInnen, dass es gegen einige Proteine des Parasiten bereits effektive Medikamente gebe. So sei gegen sein Enzym Peptidase im Zuge der HIV/Aids-Forschung schon ein wirksames Mittel auf dem Markt. Die Untersuchung habe zudem mehrere Proteine an der Oberfläche des Parasiten enthüllt, mit denen er sich in die Schleimhaut einnistet. Auch diese Proteine seien mögliche Ziele neuer Medikamente. (APA/dpa)