Entspannung lernen
Erschütternd ist, dass ein durchschnittlich gestresster Mitteleuropäer Entspannung oft erst wieder lernen muss. In Tunesien hat man daraus ein neues Standbein für den Tourismus entwickelt. Um nicht als Land der Großhotels und Endlosstrände in die Geschichte einzugehen, die nur drei Monate des Jahres bevölkert sind, ließ man sich etwas einfallen, um Menschen außerhalb des Sommers ins Land zu bringen: Wellness und Gesundheitstourismus zählen mit Golf zu den zukunftsträchtigsten Zweigen.
Ein heute "besichtigbares" Zeichen der Badekultur, die die Römer bei ihrer Expansion im Mittelmeerraum gleich mitverbreiteten, sind die Reste der Antoninus-Pius-Thermen, die in der ausgedehnten Ausgrabungsstätte Karthagos direkt am Meer liegen. Die Grundfläche entspricht der eines großen öffentlichen Hallenbades, die Abfolge der Temperaturkammern sind auf einem Plan nachzuvollziehen. Die Gepflogenheit des öffentlichen Bades wurde auch in die islamische Kultur übernommen, heute noch manifest in den Hamams im nicht europäischen Mittelmeerraum. Einrichtungen dieser Art sind inklusive der Entspannungs- und Reinigungsrituale in vielen Wellnesshotels Tunesiens zu finden.
"Thalassa" - das Meer
Dieser Vormittag der Behandlungen erinnert mit seinem leichten, herb-salzigen Geruch an Hafen und Meer. Das darf jedoch so sein bei einer Therapieform, deren Bezeichnung vom griechischen Wort für Meer, "thalassa", hergeleitet wurde. Entwickelt wurde diese Kurform im 19. Jahrhundert in Europa, und sie ist bis heute in Frankreich und auch Deutschland verbreitet. Tunesien ist heute der zweitgrößte Anbieter dieser Therapie, bis zum Jahr 2020 sind 30 weitere Thalassozentren geplant. Dabei geht es sowohl um bloße Entspannung als auch um Heilbehandlungen bei Atemwegs-, Rheuma- oder Hauterkrankungen im Meeresklima: Ein medizinischer Check vor Antritt einer Kur ist erforderlich, mehrsprachige Ärzte sind in jedem der etablierten Zentren des Landes zur Stelle.