Der Bartgeier, der größte Vogel der Alpen, ist nur einer der vom Skitourismus bedrohten Bewohner der Hochalpen.

Turin - Skipisten in den Hochalpen sind eine ernsthafte Bedrohung für die Vogelwelt dieses empfindlichen Lebensraums. Das berichten Ökologen um Antonio Rolando von der Universität Turin im "Journal of Applied Ecology" (Bd. 44, S. 210). Im Vergleich zu Arealen mit natürlichen Wiesen gab es in den Skigebieten nicht nur insgesamt weniger Tiere, sondern auch weniger Arten, erklären die Forscher. In einem Drittel der Skigebiete sei nicht ein Vogel gesichtet worden. Auch in den an Skipisten grenzenden Gebieten waren die Zahlen niedriger als in ungestörten Bereichen.

Berücksichtigung von 26 Vogelarten

"Der Wintersport ist eine potenzielle Bedrohung für die Natur in den Alpen", betont Rolando. Planierraupen und Schaufelbagger ebneten den Untergrund und zerstörten damit die Lebensgrundlage für viele Pflanzen und Insekten. Das Team sammelte für seine Analyse Daten zu 26 Vogelarten, darunter das Alpensteinhuhn und die Alpenkrähe. Berücksichtigt wurden sieben Gebiete der italienischen Hochalpen, in denen seit Jahrzehnten intensiv Ski gefahren wird.

Ein Muss: Schonendere Verfahren beim Bau von Pisten

Zudem suchten die Ökologen auf den Pisten nach Insekten und Spinnentieren - und verzeichneten auch hier einen starken Rückgang. Für viele Vögel bilden diese Kleintiere die Nahrungsgrundlage. Die Forscher vermuten daher einen Zusammenhang mit dem Rückgang der Vogelpopulation.

Um eine weitere Dezimierung der Vögel zu verhindern sollten schonendere Verfahren beim Bau von Pisten angewendet werden, fordern Rolando und seine Kollegen. Statt den gesamten Untergrund zu planieren, schlagen die Wissenschaftler vor, nur störende Felsen zu entfernen. Dabei sollten so viel Bodengrund und natürliche Vegetation wie möglich erhalten bleiben. Vorhandene Pisten sollten durch die Anpflanzung einheimischer Gewächse renaturiert werden. So könnte sich die Vegetation erholen und den Tieren wieder einen Lebensraum bieten. (APA/dpa)