ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will den Stiftungsräten bei einer Klausur am Samstag seine entsprechenden Pläne unterbreiten. Entschieden werden soll über diese Themen bei der nächsten offiziellen Stiftungsratssitzung am 22. Februar.
Heinz Fiedler kann sich damit "anfreunden"
Mit dem Gedanken an das Durchschaltungs-Aus "zumindest anfreunden" kann sich der schwarze Zentralbetriebsratsobmann Heinz Fiedler, allerdings unter der Voraussetzung, "dass es sich rechnet und trotzdem der Informationsauftrag mindestens so gut erfüllt wird, wie mit der Durchschaltung". Bergmann, Leiter des ÖVP-Freundeskreis, hält diese Überlegung für "eine Frage des Rechenstifts". Die Kosten und die Quotenentwicklung in der sensiblen werbeträchtigen Zeit "sind für mich am Ende die entscheidenden Kriterien", sagte er.
Krammer: "Keine ideologische" Frage"
Für Karl Krammer, Leiter des SPÖ-"Freundeskreises", ist die "ZiB"-Durchschaltung "überhaupt keine ideologische" Frage, sondern eine rein programmmacherisch-kaufmännische. Ob die Durchschaltung für den Informationsauftrag des ORF unerlässlich ist, will er nicht beurteilen, bezweifelt aber auch, dass andere das festlegen können. BZÖ-Stiftungsrätin Huberta Gheneff-Fürst, die dem Gremium voraussichtlich weiter als Parteienvertretern erhalten bleiben dürfte, sieht die Angelegenheit ebenfalls unideologisch. Sie erwartet, dass die Geschäftsführung am Samstag klare Alternativen und Zielsetzungen auf den Tisch legt, an denen man das tatsächlich Erreichte später messen kann.
Küberl: Ende nur bei "pfiffigeren" Nachrichtensendung
Der unabhängige ORF-Stiftungsrat Franz Küberl befürwortet das Ende der "ZiB"-Durchschaltung grundsätzlich, vor allem wenn es auf ORF 1 um 20.00 Uhr, wie geplant, eine "pfiffigere" Nachrichtensendung geben wird: "Dann ist das ein sehr guter Tausch und sicher ein wichtiger Schritt ins 21. Jahrhundert", sagte er zur APA. "Man muss den Mut haben zu experimentieren, wichtig ist aber, dass das Neue besser ist als das Alte". Sollte das nicht so sein, muss man ebenfalls den Mut haben, das Experiment wieder zu ändern. Auch mit einem sanften Relaunch der "Zeit im Bild 1" hat Küberl "kein Problem", im Gegenteil sei es zu befürworten, wenn die "ZiB" als Hauptmarkenzeichen des ORF "etwas reformiert" werde.
Umzug eine ökonomische Frage
In Sachen Umzug oder Renovierung des ORF-Gebäudes zeigte sich Küberl zurückhaltend. "Das ist in erster Linie eine ökonomische Frage: Was ist kostengünstiger und zukunftsvernünftiger?" Sollten sich Alternativen als vernünftiger erweisen, hält der ORF-Stiftungsrat das unbedingte Festhalten am Standort Küniglberg für nicht zielführend. Ganz anders die Position von Fiedler, der sich "vom ersten Tag an gegen die Aufgabe des Küniglbergs bekannt" hat. Daran habe sich bisher nichts geändert. Als Gründe führt er zum einen die symbolträchtige Adresse des Standortes, die sich "bei einem Großteil der Österreicher ins Bewusstsein eingefräst hat", ins Rennen. Zum anderen gebe es unter Personalvertretern und Mitarbeitern die latente Befürchtung, dass es durch die Kosten eines Neubaus zu Personalabbau kommen und Aufgaben an externe Firmen ausgelagert werden könnten.
ORF-Zentrum am Küniglberg ein Symbol
Bergmann ist zumindest "emotional der Meinung, dass das ORF-Zentrum am Küniglberg ein Symbol für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist, auf das man nicht leichtfertig verzichten sollte." Es sei außerdem eine Frage des Selbstbewusstseins, ob man in einem identitätsstiftenden Gebäude oder irgendwo zur unrentablen Untermiete logiere. Allerdings kenne Bergmann weder Daten noch Fakten zu eventuellen Umzugsplänen und will den diesbezüglichen Bericht des Generaldirektors abwarten. "Wir möchten uns das sehr offen und fachkundig anschauen", sagte er stellvertretend für seinen "Freundeskreis".