Die Hälfte ist "außerehelich"
Zwei bemerkenswerte Phänomene gehen mit dieser Gebärfreudigkeit einher. Zum einen sind die gebärenden Französinnen heute durchschnittlich fast 30 Jahre alt. Das Gebäralter ist damit seit der Babyboom-Zeit um mehrere Jahre gestiegen. Zum anderen kommt heute jedes zweite "Französlein" außerehelich auf die Welt. "Die Familienstruktur hat sich enorm gewandelt", meint die Studien-Verfasserin Lucile Richet-Mastain. Allein stehende, geschiedene, berufstätige und bis zu vierzig Jahre alte Mütter sind in Frankreich Alltag.
Der Staat hilft kräftig mit
Diese zwei Phänomene erklären den seit 2000 anhaltenden "Mini-Boom" zum Teil. Einfach gesagt, kommen immer mehr Frauen als Mütter in Betracht. Der Staat hilft kräftig mit. Frankreich fördert das Kinderkriegen seit den Weltkriegen, als es der Nation an Nachwuchs fehlte. Diese Tradition - noch sichtbar, wenn der Staatspräsident im Elysée-Palast den gebärfreudigsten Müttern eine Medaille umhängt - mündet in eine sehr offensive Familienpolitik. Der Staat lässt sich Steuerfreibeträge, Kinderzulagen und jede Menge von Vorteilen für kinderreiche Familien jedes Jahr Milliarden kosten.
Öffentliche Betreuung
Wohl nirgends gibt es so viele Arten von städtischen, staatlichen oder neuerdings auch betrieblichen Kinderkrippen und Vorkindergärten. Laut des Leiters des französischen Demografie-Institutes Ined, François Héran, verbringen dort schon 35 Prozent aller Zweijährigen den Tag; die Dreijährigen gehen allesamt von der familiären in die öffentliche Tagesobhut über.
Nationale "Pflicht"
Konservative Politiker üben daran Kritik. Sie verschaffen sich aber wenig Gehör gegen Frauenrechtlerinnen und staatliche "Natalitätstreiber". Deren faktische Allianz hat in der Grande Nation zu einem Mentalitätswandel geführt: Die Französin, die - möglichst viele - Kinder großzieht, obwohl sie zur Arbeit geht, verkörpert ein grundsätzlich positives Bild; einerseits lebt sie Freiheit und Vielfalt aus, andererseits erfüllt sie ihre nationale "Pflicht".