Martina Salomon Wien - "Geld allein fördert Geburten nicht. Aber nicht vorhandenes Geld kann Geburten verhindern." So kommentiert man am Institut für Familienforschung (ÖIF) den Zusammenhang zwischen staatlicher Zuwendung und Fruchtbarkeitsrate. Schließlich wird hierzulande gerade recht heftig debattiert, ob sich der Staat ein Kindergeld - als Ausbaustufe zum Karenzgeld - leisten kann. Aber nicht nur in Österreich werden Gründe des Geburtenrückganges - sowie mögliche politische Maßnahmen dagegen - diskutiert. Beispiel Schweden, einstiges Wohlfahrtsstaat-Musterland: Nirgendwo in Europa ist die Fertilitätsrate in den letzten zehn Jahren so rasant gesunken. Von deutlich über zwei auf 1,5 Kinder pro Frau, was allerdings nach wie vor über dem heimischen Schnitt (1,32) liegt. Politisch wurde in dieser Zeit ein Sparkurs gefahren, in dessen Zuge auch Familienleistungen gekürzt wurden (davor gab es 90 Prozent Lohnfortzahlung in der Karenz, danach nur noch 70). Später wurde dies teilweise revidiert. Gleichzeitig destabilisierte sich allerdings die Arbeitsmarktsituation. Einen negativen Bezug ähnlicher Art gab es auch in Österreich: Ein Jahr nach dem Sparpaket 1996, bei dem unter anderem die Geburtenbeihilfe gestrichen wurde, sank die Geburtenrate um zehn Prozent. Familienstudie Bei einer 1997 publizierten Familienstudie in Österreich (befragt wurden 20- bis 54-Jährige) stand allerdings nicht Geld, sondern der Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen für berufstätige Eltern mit Abstand an erster Stelle. Laut Rudolf Richter, Chef der am ÖIF angesiedelten "Europäischen Beobachtungsstelle für Familienangelegenheiten", ist dies auch anderswo das zentrale Thema: "In Ländern mit viel Teilzeit kriegt man eher Kinder." Jedoch seien auch andere Bedingungen wie die Wohnpolitik von großer Bedeutung. Frankreich, das die zweithöchste Geburtenrate der EU-Länder hat, kann jedenfalls auf einige familienfreundliche Paradeunternehmen verweisen. Außerdem hat es großzügige öffentliche Kinderbetreuungseinrichtungen sowie eine Art Kinderscheck: Seit 1995 erhalten Eltern, die ihr Kind zu einer Tagesmutter bringen, 800 Francs (1678 S.) - bis zum dritten Geburtstag des Kindes. Sozialministerin Elisabeth Sickl schwächte am Freitag ihren Vorstoß (der offenbar einem Gespräch mit Jörg Haider entsprang) etwas ab: Ein dreijähriges Karenzgeld für alle könnte ab 2005 kommen. Lob erhielt sie dafür aber nur vom Wiener FP- Chef Hilmar Kabas.