Wien - Frauen haben in Österreich ein weitaus höheres Risiko als Männer, unter die Armutsgrenze zu rutschen. Das geht aus einem Bericht heimischer Nichtregierungs-Organisationen hervor, der derzeit von der UNO in New York überprüft wird. Frauen verdienen in Österreich im Durchschnitt lediglich 60 Prozent des mittleren Einkommens von Männern, Arbeiterinnen sogar nur 45 Prozent, wird in dem Report zitiert. Somit habe sich die Einkommensschere seit 2000 kaum verringert.

Neben der schlechteren Bezahlung sei der hohe Anteil von weiblichen Teilzeit-Beschäftigten ein weiterer Risiko-Faktor für Armut. "Der Schattenbericht beschreibt die Lage der Frauen aus Sicht der Einrichtungen, die frauenpolitisch arbeiten und mit ihren Angeboten und Dienstleistungen versuchen, die Lebenssituation von Frauen in Österreich zu verbessern", erklärte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser.

Mehr Zusammenarbeit gewünscht

Die NGOs formulieren in dem Bericht auch den Wunsch nach einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen regierungsunabhängigen Organisationen und staatlichen Einrichtungen. Neben der Einkommenssituation nennt Rösslhumer das Fremdenrecht als eine weitere Hürde für die Verbesserung der Lage von Frauen in Österreich: "Migrantinnen, die im Zuge der Familienzusammenführung nach Österreich kommen, haben kein eigenständiges Aufenthaltsrecht. Eine Trennung oder Scheidung ist für diese Frauen daher kaum möglich." Das sei besonders schwierig, wenn die Frau in ihrer Beziehung Gewalt erlebe, erklärt die Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser und fügt hinzu, dass auch die fehlende gesetzliche Absicherung der Frauenhäuser in dem Schattenbericht als Defizit genannt werde.

Hintergrund

Das UN-Komitee für die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) verlangt in regelmäßigen Abständen Staatenberichte von allen Ländern, die der Konvention beigetreten sind (Ratifizierung in Österreich 1982). Neben dem offiziellen Staatenbericht haben Nicht-Regierungsorganisationen die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge in einem eigenen Report darzustellen (zumeist "Schattenbericht" genannt). Während die UNO am Montag die Darstellung der NGOs überprüfte, wird am Dienstag der offizielle Staatenbericht unter die Lupe genommen. Ende der Woche veröffentlicht das Gremium dann Empfehlungen an die österreichische Regierung, die zur Verbesserung der Lebenssituation von Frauen in Österreich beitragen sollen.

Prüfung im Jahr 2000

Bei der letzten Prüfung Österreichs vor dem CEDAW-Komitee hatte Österreich im Juni 2000 Kritik von der UNO geerntet: Als Hindernis am Weg zur Konventionsumsetzung wurde u.a. das weiter bestehende kulturelle Rollenklischee von der Frau als Hausfrau und Mutter gesehen. Besorgt zeigte sich das Komitee weiters über die Situation von Migrantinnen, die Situation der Betroffenen des Frauenhandels sowie jene der Asylwerberinnen in Österreich, insbesondere über Menschenrechtsverletzungen durch Staatsbedienstete.

Die Komitee-Mitglieder zeigten sich weiters besorgt über Rollenklischees in der Schul- und Berufsausbildung, das relativ niedrige Bildungsniveau der weiblichen Bevölkerung, die weiterhin bestehende Konzentration von Frauen auf schlecht bezahlte Arbeitsplätze aufgrund der Segregation des Arbeitsmarktes, die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern, die Situation alleinstehender Frauen, den im Parlament gesunkenen Frauenanteil und den Mangel an nach Geschlecht aufgeschlüsselten Daten über die Auswirkungen politischer Maßnahmen und Programme. (red)