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Nanotechnologie gilt auch als Zukunftshoffnung in der Computerbranche. Hier bei einem neuen Chip von Hewlett Packard.

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"Wir wissen nicht, wo wir in einigen Jahren Nanopartikel wiederfinden, die heute industriell produziert werden." Dietmar Pum vom Department für Nanobiotechnologie der Universität für Bodenkultur sprach während eines Vortrags über Nanotechnologie in der Hauptbücherei am Wiener Urban-Loritz-Platz auch Bedenken an, die in den vergangenen "ein bis zwei Jahren" hierzulande "immer wieder diskutiert werden".

Das menschliche Immunsystem sei "nicht vorbereitet" auf Nanopartikel, die, weil sie so klein sind (ein Nanometer ist ein Milliardstelmeter), in das Zellsystem eindringen können. Im medizinischen Bereich seien die Partikel durchaus Hoffnungsträger. Man versuche mit ihrer Hilfe, Medikamente durch Schleusen und Schranken des menschlichen Körpers zu führen – und zum Beispiel direkt an Krebszellen wirksam werden zu lassen oder Alzheimer zu heilen. Über Nanopartikel, die in Sprays zur Versiegelung enthalten sind, hat man aber schon negative Zeitungsmeldungen gelesen – trotz nachfolgender Dementi bleiben diese auch in Erinnerung.

Die Analyse von möglichen Folgen im Bereich Nanotechnologie wird nun auch vermehrt zum internationalen Forschungsthema. Im siebenten Forschungsrahmenprogramm der EU werde dafür Geld flüssig gemacht, meinte Pum im Rahmen seines Vortrags. Insgesamt sind im Nanotechnologie-Topf des Förderprogramms 3,5 Milliarden Euro enthalten.

In Österreich wurden zuletzt zwei Studien, "Gesundheitsrisken der Nanotechnologie" von Frank Sinner am Joanneum Graz und "Nanotechnologie-Begleitmaßnahmen – Stand und Implikationen für Österreich" vom Wiener Institut für Technikfolgenabschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, durchgeführt. Begonnen hat, wie berichtet, ein dreijähriges Projekt namens Nanotrust ebenfalls am ITA im Auftrag des Infrastrukturministeriums (Bmvit). Das Budget dafür beträgt immerhin 1,1 Millionen Euro. Man will hier den Wissensstand über mögliche Auswirkungen der Nanotechnologie erheben und mögliche Lücken schließen.

Lücken, die Pum offenbar sieht. Eine gesetzliche Regelung für den Umgang mit Nanopartikeln gebe es derzeit noch nicht. Positiv hob er hervor, dass bei allen Nano-Projektanträgen nun die Menge der voraussichtlich freigesetzten Partikel angeführt werden müsse. Er ergänzte aber auch gleich, dass man bei Versuchen und Tests in der Wissenschaft nur von geringfügige Mengen reden könne.

Am Department für Nanobiotechnologie der Universität für Bodenkultur, wo Pum arbeitet, wurde in den letzten Jahren vor allem mit S-Schichten gearbeitet. S-Schichten sind zweidimensionale Proteingitter, die in der Natur in großer Vielfalt als äußerste Zellwandschicht zum Beispiel bei Bakterien vorkommen.

Ihre Anwendungsmöglichkeiten sind zahlreich: Sie können als Mantel von Mikropartikeln helfen, schädliche oder störende Substanzen während einer Blutreinigung aus den Körperbahnen zu entfernen. Oder sie ermöglichen in Verbindung z. B. mit Allergenen (das sind Stoffe, die in einem Organismus eine allergische Reaktion hervorrufen können) die Herstellung von besonders wirkungsvollen Therapeutica – zum Beispiel gegen eine Birkenpollenallergie. (Peter Illetschko/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24.1. 2007)