Handyattrappen, mit denen man vier Schüsse abfeuern kann, gehören ebenso zur Arbeit der Kriminaltechniker wie PC-Festplatten und Schuhabdrücke

Foto: STANDARD/Newald
Wien - "Es geht eben nicht immer nur um Blut, Schweiß und Sperma", raubt Peter Pfefferli dem durchschnittlichen Zuseher der US-Krimiserie CSI genüsslich die Illusionen. Und räumt als Leiter der Kriminaltechnik der Kantonspolizei Zürich gleich mit weiteren falschen Vorstellungen über sein Metier auf, die durch das TV entstanden sind. Wie die auf der Mattscheibe eingesetzten Datenbanken, wo scheinbar jede gerade benötigte Information abgerufen werden kann. Wie die Meinung, dass sich alle für eine Verhaftung benötigten Spuren am Tatort finden und nur richtig ausgewertet werden müssen. Und doch hat die Serie einen entscheidenden Vorteil, gesteht der Schweizer bei seinem Vortrag anlässlich des 50. Geburtstages der Kriminaltechnik in Österreich ein. "Wenn man CSI sagt, weiß jeder sofort, welche Sparte gemeint ist."

Beginn erst nach dem Staatsvertrag

Die auf wissenschaftlichen Kriterien basierende Sammlung und Auswertung wurde in Österreich erst nach dem Staatsvertrag institutionalisiert. Am 1. Oktober 1956 begann der junge Chemiker Robert Patzak mit dem Aufbau des Referats im Innenministerium, 1957 konnte man erstmals wirklich aktiv werden - aus Platzgründen wurde das Labor allerdings nicht bei der Polizei, sondern an der Uni Wien eingerichtet.

Freispruch oder Haft

Mittlerweile benötigten die Büros und Labors des "Büros für Kriminaltechnik" im Bundeskriminalamt mehr als ein ganzes Stockwerk. Schuhspuren werden dort ebenso ausgewertet wie Brandursachen, falsche Urkunden, Waffen plus Munition und Computerfestplatten. Und die Resultate dieser Untersuchungen entscheiden immer öfter darüber, ob ein Mensch hinter Gittern verschwindet oder frei geht.

Ergebnisse werden immer besser

"Richter und Staatsanwälte fühlen sich vielfach nicht ausreichend informiert", gesteht Werner Pleischl, Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien ein. Denn die Aussagen von Opfer, Zeugen und Angeklagtem, die noch vor 100 Jahren den Hauptteil einer Gerichtsverhandlung ausgemacht haben, seien immer gleich gut oder schlecht - gleichzeitig wurden die kriminaltechnischen Ergebnisse immer besser. Auch wenn sie nur als Ergänzung dienen können, wie Pleischl klar stellt.

Schritt für Schritt nähern sich die Welt vor und hinter dem Bildschirm aber an. Der Abgleich von DNA-Datenbanken zwischen Deutschland und Österreich brachte innerhalb einer Woche je 1500 "Treffer" auf beiden Seiten, die vor allem bei bisher ungeklärten Tötungs- und Sexualdelikten Spuren zu den Tätern bringen könnten. Mit der Auswertung menschlicher DNA ist aber noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht: Die nächste Stufe ist die Identifizierung von tierischem und pflanzlichem Erbgut. Mit erstem Erfolgen: Dank eines an der Wiener Boku entwickelten Verfahren konnte ein deutscher Mörder mittels Eichenblätter überführt werden, die von einem Baum am Fundort des Opfers stammten. (moe)