Mehr Fotos vom Halbfinale des Protestsongcontests auf Party.at

Foto: Party.at/Stefan Prady

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Halbfinaljury:
Johannes Luxner (CITY), Manfred Gram (the gap) und Anne Katrin Feßler (derStandard.at) auf der roten Coach, Matthias Zsutty (FM4) als Moderator und Gerald C. Stocker (Volksoper) und Roman Freigaßner (Rabenhof) hinter den Kulissen.

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Matthias Zutty fragt Dieselmensch: "Wogegen richtet sich Euer Protest?"

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Vielen FM4-Hörern nicht unbekannt: Manuel Normal.

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Lobauer Frühling in Kostüm

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Freischwimmer AG

Weitere Nachlesen zur Protestsongcontest- Vorausscheidung von Robert Glashuettner und Martin Blumeau.

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Was wäre der Protestsongcontest ohne Protest? Nicht nur der in Liedform vorgetragene, sondern jener gegen unfundierte Jurywertungen, gegen unbequeme Mitbewerber, gegen uncoole Rauch- und Trinkverbote im Saal.... Leute, gebt eurem Frust Raum. Macht ihn sicht- und hörbar. Der nächste Contest kommt bestimmt!

Also: Ich hatte Spaß gestern. Und ich denke, die anwesende Mischpoke beim Halbfinale des vierten Protestsongcontests eigentlich auch. Eingelullt vom Sechziger Jahre Charme des 'Hauses der Begegnung' im wunderschönen Rudolfsheim und von 25 Protestliedern, die jedes für sich genommen einzigartig, originell und gelungen waren, fiel mir die Auswahl von zehn Finalisten ehrlich schwer. Mal überzeugte Text, mal Witz, mal Musik mehr... ein anderes Mal war Originalität und Absurdität bestechend. Aber nach viel angestrengtem Lauschen und in Notizen spitzen am roten Sofa stehen nun doch zehn Finalisten (-->An-Hör-Sache) fest. Eine Entscheidung hinter der alle Halbfinal-Jury-Mitglieder*** aufrecht stehen können, obwohl natürlich jeder den ein oder anderen liebgewonnen Titel im Rahmen des demokratischen Abstimmungsprozesses opfern musste.

Andreas Julius Fasching, der mit dem Wienerlied Bushnshank den George W.-Besuch vom Sommer 2006 aufarbeitete, hatte ebenso wie die kuriose Minimal-Nummer von Gedi Cancel the Chancellor viele Lacher im Publikum auf seiner Seite. Ins Finale haben es beide - trotz Sympathien in der Jury - nicht geschafft. Viel Applaus im Saal auch für Dieselmensch, der mit seiner Anklage gegen orientierungslose Mitläufer Demonoid ins Finale einzieht. "Das hört man einfach, wenn der Sound aus den Eiern [Anm.: Ähem!] kommt", erklärte eine junge Studentin nach der Veranstaltung.

Dieser Dieselmensch flehte "Bitte keine Demos mehr!". Ein Anliegen, das dem Lobauer Frühling freilich ganz und gar nicht schmeckte und mit "Buh"-Rufen kommentiert wurde. Die versammelte Schar engagierter Lobau-Schützer, brachte die Bühnenbretter weniger mit Stimmeskraft als mit Mannsgewicht zum Beben - und die Jury fast zum Bibbern: War ich da in einen Pärchtenlauf im Pongau geraten? Und haben die nicht sogar manchmal auf der linken Bühnenhälfte einen anderen Song gesungen als auf der rechten? Trotz Hochachtung vor dem Einsatz der Truppe, gibt's kein Wiedersehen im Rabenhof.

Ein zuviel an Natur hingegegen wussten Firewall aus dem Burgenland zu beklagen: Bei der Zwangsbeglückung - Almbesuch mit Eltern - lassen die Fünfzehnjährigen lieber den Familienfrieden den Wildbach hinunter rauschen. Was zum Teil verständnisloses Kopfschütteln auslöste, hatte jedoch genug Punk, um die Vier eine Runde weiter zu bringen. Punkig auch die letzte Nummer des Abends: Ein Startplatz, der hoffentlich nur zufällig etwas mit dem Namen der Band - Darm - zu tun hatte. Weil den Mund halten auf Dauer ungesund ist, ließ der Darm seine Wut über gebrochene Versprechen der Politiker mit viel Wind entweichen.

Eigentlich schade ist es um das Lied gleichen Wortlauts, das das Weltende bedauert, das unweigerlich mit dem über uns kommenden Meer einhergehen wird. Die Freischwimmer AG wird künftig Trockenschwimmen müssen, sinnierte Gerald Stocker hinter der Bühne. Das allerdings nicht gemeinsam mit den Tiefseetauchern, denn diese konnten sich mit den richtigen Fragen zur Beschaffenheit der Unterschicht genug Jurypunkte sichern.

Kein zum Tauchen geeignetes Tränenmeer, dafür aber mehrere Seufzer entlockte mir der Abschied von dem uns liebenden Bundespräsident, vorgetragen von den 4 experimentellen, die nur 2 sind. Nur 2 waren es auch, die sich in der Jury nicht von diesem Song trennen wollten. Danke für diese Solidargemeinschaft, Herr Zsutty.

Merci vielmals für den - trotz etwa vier Stunden Gesamtdauer - kurzweiligen Abend mit großen und kleinen, lauten und leisen Rebellen. Danke für die Vielfalt von Protestthemen: Inspiriert von der Hochkultur bis zur fleischlosen Esskultur, von den Naturgewalten aus dem Meer und von österreichischen Almwiesen und Donauauen. Songs gegen Gleichschaltung und die Ja-Sager, die "Dafür sind, dagegen zu sein" - auch schon wurscht gegen was.

Epilog

"Gar keine Jurywertung war das schlimmste was uns passieren konnte", kotzten sich Mitzifranz (David und Lili) am Samstag ca. um kurz nach halb Zwölf bei mir aus. Ob denn das Thema Rassismus nicht wichtig sei, weil wir Juroren so ganz über ihren Liedbeitrag hinweggegangen sind? - Ich weiß nicht, ob meine Entschuldigung bei den beiden angekommen ist, daher: Selbstverständlich ist dies, in einem Land in dem Namen wie Marcus O., Bakary J., Cheibani W. leider den institutionalisierten Rassismus in Erinnerung rufen, ein ungemein wichtiges Thema. Dennoch habe ich gestern mein Mikro weitergegeben und die Wertung zu I am in Austria übersprungen. Nicht aus Feigheit, wie mir unterstellt wurde, sondern aus Grauen über die Form in der hier mit der Melodie von Zehn kleinen Negerlein über Gewalt und Diskriminierung gegen Schwarzafrikaner gepiepst wurde. - Und: Gerade bei diesem - in Österreich zu meinem Erschrecken zeitlosen - Thema finde ich es schade, wenn erst zwei Tage vor Einsendeschluss zum Wettbewerb ein Protestlied - sorry! - hingerotzt wird. (kafe)

Nicht vergessen: Finale am 12. Februar 2007, 20 Uhr im Rabenhof