Die Gründerinnen des intakt-Zentrums
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Es leuchtet nur so in den Räumlichkeiten des neuen Wiener Therapiezentrums für Menschen mit Essstörungen. Sonnengelb, Rot, Orange strahlen von den Wänden, in den Sitzungsräumen bunte Teppiche, an den Wänden farbenfrohe Bilder. Im Dezember 2006 wurde "intakt" auf Privatinitiative von vier Expertinnen gegründet, die seit vielen Jahren im Bereich Essstörungen zusammenarbeiten. "Die Idee dazu entstand aus der Lust, gemeinsam Therapieansätze weiterzuentwickeln und der Tatsache, dass es in Wien einen hohen Bedarf an Versorgungseinrichtungen dieser Art gibt", sagt Monika Weninger, Sozialmanagerin und Geschäftsführerin von "intakt".

Behandelt werden alle Formen von Essstörung: Anorexie, Bulimie und Binge-Eating. Sehr wichtig ist dem Team von intakt, zu motivieren und gezielt auf die ganz individuellen Bedürfnisse jeder/s einzelnen Klientin/en einzugehen. Basierend auf ihren Erfahrungen entwickelten die vier Gründerinnen ein neues Therapiekonzept. Es umfasst medizinische wie psychotherapeutische Behandlung mit gesprächs-, körper- und bewegungsorientierten Therapieansätzen. Im Mittelpunkt steht dabei der Zusammenhang von Essstörungen und Trauma, erklärt Psychotherapeutin Rahel Jahoda: "Zu Beginn der Behandlung schauen wir, ob ein Trauma die Ursache für die Essstörung sein kann, denn erst die adäquate Verarbeitung traumatischer Erlebnisse ermöglicht einen dauerhaften Behandlungserfolg."

Auch für Kinder und Jugendliche

Als ambulante Einrichtung für Wien und Niederösterreich steht das Institut Kindern und Jugendlichen ab zwölf und Erwachsenen ab 19 Jahren offen, wobei der Großteil der KlientInnen Mädchen und Frauen sind, sagt Brigitte Lenhard-Backhaus, Sozial- und Lebensberaterin und organisatorische Leiterin von intakt: "Die meisten Frauen, die unser Zentrum aufsuchen, wissen bereits, dass sie eine Essstörung haben. Wir sind aber präventiv auch für all jene da, die bemerken, dass sich Essen mehr und mehr ihrer Kontrolle entzieht, denn unbehandelte Essstörungen sind eine ernst zu nehmende, fortschreitende Erkrankung. Häufig kommen auch Mütter mit ihren Töchtern oder Mütter alleine zu uns, die eine Essstörung bei ihrer Tochter vermuten und sich beraten lassen. Männer und Väter machen nur fünf bis sechs Prozent der BesucherInnen aus."

Viele kämen auf Zuweisung von Ärzten oder psychosozialen Einrichtungen, andere gerade deshalb, weil sie den Weg zum Arzt scheuen, weiß Lenhard-Backhaus: "Eine große Zahl der Betroffenen erlebt ein Essstörungszentrum, in dem sie gezielt Beratung und Unterstützung auf allen Ebenen bekommen als hilfreicher, weil sie sich hier mit ihrem Problem geschützt und verstanden fühlen."

Beratung, Behandlung, Begleitung

KlientInnen, die sich für eine Behandlung interessieren, bekommen zunächst eine kostenlose Erstberatung, wo über die Abläufe und das Konzept des Instituts informiert wird. Wer sich dann für eine Therapie entscheidet, erhält einen Termin für ein persönliches Erst- und Aufnahmegespräch, bei dem psychotherapeutische und medizinische Fragen abgeklärt werden. Im Anschluss daran werden Therapieplan und Therapieziel erstellt.

Wie lange eine Therapie dauert, sei von KlientIn zu KlientIn unterschiedlich, weiß Renate Malek, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie: "Das kann von einigen Monaten bis zu fünf Jahren sein und kommt auch darauf an, wie lange die Essstörung schon besteht. Wir bieten aber keine Dauertherapie an, die Begleitung ist immer zeitlich begrenzt."

Das Therapieziel zu erreichen heißt aber nicht immer, dass die Betroffenen danach vollkommen frei von Essstörungen sind, so Sozialmanagerin Monika Weninger: „Geheilt heißt nicht unbedingt, dass alles gelöst ist - auch wenn während der Therapie eine massive Verbesserung der Situation erreicht wurde, ist das schon ein großer Erfolg. Das Wichtigste ist uns, gemeinsam mit den KlientInnen wieder einen lustvollen Zugang nicht nur zum Essen, sondern allgemein zum Leben selbst zu schaffen." (isa)