Auf Alpha-Liegen in den Theta-Zustand: Das ist dieser ganz angenehme, bei dem man "schwebt".

Foto: Mavida
"Das ist es?!" Die Freundinnen wechseln ungläubige Blicke. Das soll ein Designhotel sein? Doch der Schriftzug "Mavida" prangt deutlich an der Fassade - Irrtum also ausgeschlossen. Aber das Gebäude?! Kein cooler Architekturtempel, keine mutige Glas-Stahl-Holz-Konstruktion, keine futuristischen Formen, sondern ein 08/15-Bau aus den 1960er-Jahren. Der noch dazu im wenig charmanten Ortsteil Schüttdorf liegt, also weder im Zentrum noch am See von Zell.

Die Erklärung von Hotel-Chef Herbert Bren kommt prompt: Man habe ein bestehendes Hotel erworben, das aufgrund von Bauauflagen nur ausgehöhlt werden durfte. Pech. Allerdings hätte man trotzdem auch außen ein bisschen mehr Kreativität an den Tag legen können, und sei es nur durch den Einsatz von Farben: Der Schlamm-Look wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich einladend.

Schwamm drüber. Beim Betreten der Lobby wird der erste Eindruck revidiert: Hier entspricht das im Dezember 2005 eröffnete Mavida dem Image, das Designhotels eben so haben. Halbhohe Regale trennen die Sitzgruppen aus modernen Fauteuils voneinander; ein PC erlaubt dem Gast die Wahl zwischen Keyboard und Snowboard, Surfen im Internet oder am See.

Naturtöne beherrschen das Interieur, unterbrochen nur durch das kräftige Gelb, das Bestandteil des Mavida-Logos ist. Ansonsten prägen helle Holz- und Steinmaterialien - "aus der Region", wie Hotelier Bren betont - das Ambiente und tragen in ihrer Unaufgeregtheit tatsächlich zur Entspannung bei.

"Relaxation by Design" lautet das Motto des Mavida, und zahlreiche Angebote im Spa, vorzugsweise in der Wellness-Sprache Englisch, säumen den "Weg zur persönlichen Balance": Verschiedenste Treatments für Body und Beauty werden da angeboten, Fitnesscenter und Indoor-Pool sowieso, aber auch die Specials "Blue Box" und "Floating".

High-Tech-Mutterleib

In der Blue Box ruht der Entspannung Suchende auf so genannten Alpha-Liegen, die allein durch die menschliche Atmung in sanfte Schwingung versetzt werden, die wiederum Klangwellen erzeugt - und das Ganze in einem fluoreszierenden, blauen Licht. Weniger Raumschiff-Enterprise-Charakter und (wenn möglich) noch mehr Tiefenentspannung verspricht Floating, bei dem der Gast in bzw. auf einer seichten, warmen Salzwasserlösung "schwebt" und mit entspannender Musik berieselt wird. Ob man nun wirklich in kürzester Zeit den meditativen Theta-Zustand erreicht und mit ein bis zwei Behandlungen den "Erholungswert einer Woche Strandurlaub" erzielt, wie die Spa-Mitarbeiterin schwört, hängt sicher von der individuelle Empfindung ab; angenehm ist die High-Tech-Version der Rückkehr in den Mutterleib allemal.

Geborgenheit empfindet der Mavida-Gast auch in den 43 Zimmern und vier Suiten, obwohl deren Ausstattung eher minimalistisch als im klassischen Sinne gemütlich genannt werden kann. Wohn- und Schlafbereich und Bad gehen ineinander über, oft bildet eine halbhohe Wand hinter dem Kopfteil des Bettes - das in der Raummitte steht - die Grenze zur Nasszone.

Besonders zu empfehlen sind die Zimmer mit offenem Kamin, aber auch wer kein solches ergattern konnte, muss sich nicht grämen: In der Bar und Lounge lodert ebenfalls ein (rundum verglastes) Feuer.

Ebenfalls aus Glas ist der begehbare Kubus mitten im - unbedingt erwähnenswerten - Gourmetrestaurant des Mavida, der das Weinsortiment des Hotels beherbergt. Für die Qualität von Küchenchef Matthias Stalzer, einst Mitglied von Jörg Wörthers Team im Schloss Prielau, spricht die Tatsache, dass Tischreservierungen für Nicht-Hotelgäste schwer zu bekommen sind. Ein Must für Hummer-Fans ist momentan der Mittwoch: Da gibt's die edlen Eiweiß-Bomber beinah zum Preis von Fischstäbchen.

Die findet man hier übrigens ebenso wenig wie Kinder-Wiener - und zwar schlicht deshalb, weil das Mavida für minderjährige Gäste tabu ist. Familien werden auf das Angebot des unmittelbar angrenzenden "Hagleitner Family Balance Hotel & Spa" verwiesen, das 2006 vom Bertelsmann-Verlag als bestes Family Hotel des Jahres ausgezeichnet wurde. (Marie-Thérèse Gudenus/Der Standard/Printausgabe/3./4.2.2007)