Ich bin oft erstaunt, wie sehr die Außenwahrnehmung von meiner eigenen abweicht. Leistung ist ja etwas, das sozial entsteht. Wenn ich nämlich vor mich hinarbeite, und niemand bekommt es mit, dann ist das keine Leistung. Für mich vielleicht, aber nicht für die Umwelt. Die denken, ich bin faul und habe den ganzen Tag nichts zu tun.

Und wenn ich schon mal so eine Person bin, dann soll ich doch gefälligst öfter das Klo putzen oder den Herd abwischen oder was weiß ich. Meine WG-Kollegin hat's gut: Die sitzt in ihrem geheizten Büro und bekommt ihre Leistung am Ende des Monats in Zahlen ausgedrückt ausgedruckt. Zwar stört es sie schon, dass ihre Arbeitskollegin um 300 Euro brutto mehr verdient für "die fast gleiche Arbeit". Dann fragt sie sich: Warum bin ich weniger wert? Ich kann ihr da leider nichts Tröstendes entgegenbringen, wo ich doch noch viel weniger wert bin und überhaupt: sie bedrängt mich doch immer mit ihrem Leistungswillen.

Meine persönliche Leistungsbilanz für den heutigen Tag: 35 Seiten aus Gisela Elsners "Berührungsverbot" gelesen, meinen PC-Virenschutz aktualisiert, die Couch abgesaugt, meinen Freund drei Mal angerufen und mir über Leistung Gedanken gemacht. Ich denke, das genügt.

Rebecca, 21