Der französische Innenminister Nicolas Sarkozy ist wegen seiner offenen Worte ebenso populär wie berüchtigt. Eine Kostprobe lieferte der Präsidentschaftskandidat am Montagabend vor mehr als acht Millionen Fernsehzuschauern, als er erklärte, wer in seiner Wohnung Schafe schächte, habe in Frankreich nichts zu suchen. Auf mysteriöse Weise verschwand just diese umstrittene Äußerung in der Videoaufzeichnung, die der Kanal TF1 nach der Sendung im Internet veröffentlichte.

Auf die Unterstellung eines Studiogastes, Sarkozy fische mit manchen Formulierungen im Becken der Rechtsextremen, erklärte sich der Innenminister zunächst zum überzeugten Republikaner. Dann fügte er hinzu: "Niemand ist verpflichtet, in Frankreich zu leben. Wer das Land liebt, muss seine Regeln respektieren: Man ist nicht polygam, man lässt seine Töchter nicht beschneiden und man schächtet keine Schafe in seiner Wohnung."

Eine Diskussionsteilnehmerin warf Sarkozy darauf Rassismus vor, weil er ein falsches Bild der islamischen Gemeinschaft heraufbeschwöre, die sich an die Regeln halte und zivilisiert sei. "Ihre Äußerungen über die Schafe sind eine Schande", sagte die junge Frau. "Ich komme aus Algerien, ich bin Muslimin, und ich fühle mich beleidigt."

Als TF1 das Video der zweistündigen Sendung ins Netz stellte, wurde die umstrittene Äußerung Sarkozys ausgelassen, wie das Magazin "Nouvel Observateur" feststellte. Geschah es auf Druck des Kandidaten? War es vorauseilender Gehorsam der Redaktion? Keinesfalls, erklärte der Sender gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Ein technisches Problem habe die Lücke verursacht, man arbeite an einer Wiederherstellung der vollständigen Aufzeichnung.(APA/AP)