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Die Steirer wollen ihre Forderungen am Donnerstag Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Minister Werner Faymann auf den Tisch legen.

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Der aufmüpfige steirische SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves bekommt für seine "Revolte gegen Wien" jetzt mächtige Unterstützung. Die Industrie des Bundeslandes Steiermark stehe auf der Seite des Landeschefs, unterstreicht der Präsident der Industriellenvereinigung, Jochen Pildner-Steinburg.

Der steirische Industrieboss im Gespräch mit dem STANDARD: "Der Aufstand des Südens, wenn man so will, ist voll gerechtfertigt. Ich kann das nur hundert Prozent begrüßen und kann Landeshauptmann Franz Voves nur unterstützen. Die Benachteiligungen des Südens sind evident. Wir sollen uns endlich wieder zu Wort melden. Wir waren in den letzten Jahren offenbar zu höflich und sind dann immer blöd gestorben."

Man werde auch auf Industrieebene in dieser Frage mit Kärnten kooperieren.

Engpass

Es gehe nicht allein um die für die Industrie wichtigen Projekte Koralmbahn oder den Semmeringtunnel. Die Steiermark leide seit Langem unter einem Energieengpass, der den Industriestandort gefährde. Deshalb dränge die Industrie auch auf den Bau der 380er-KV-Leitung. Ein nicht zu unterschätzender Standortnachteil seien auch die Flugverbindungen. Pildner-Steinburg: "Man muss erkennen, dass Flugverbindungen ein entscheidender Standortfaktor sind. Es ist ja peinlich, wenn Geschäftspartner aus Schanghai in acht Stunden in Zürich sind und von dort ebenfalls acht Stunden brauchen, bis sie endlich in Graz ankommen."

Heiligen Zorn erregt im Bundesland nach wie vor die seit Jahrzehnten ungelöste Semmering-Frage. Pildner-Steinburg: "Es ist absurd, was sich in Niederösterreich abspielt. Auch das müssen wir jetzt angehen. Es kann nicht sein, dass ein Landeshauptmann die anderen Länder stilllegt. Jeder kocht in seinem Eck sein eigenes Supperl, das ist nicht neuzeitlich, das muss neu gedacht werden."

Das Milliarden-Paket

Die Steirer haben ihre Forderungen jetzt in ein zehn Milliarden Euro teures Paket hineingepackt, das sie am Donnerstagabend beim Krisengipfel in Graz Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Minister Werner Faymann auf den Tisch legen werden.

Neben Koralm und Semmering beinhaltet das Paket Ausbaupläne an der Pyhrnbahn und die finanzielle Beteiligung des Bundes beim Aufbau eines S-Bahn-Systems im Großraum Graz. Für den Nahverkehr soll der Bund ebenso Budgetmittel fließen lassen wie für den Ausbau der S36 von Judenburg bis Klagenfurt sowie der S7 von der A2 bis zur ungarischen Grenze. Zudem sind noch Projekte wie ein Sportstätten-Großprojekt in Graz-Eggenberg im Paket versteckt.

Faymann: Koralmbahn bis 2018 fertig

Einigermaßen geklärt scheint unterdessen die Haltung des Infrastrukturministers zur Koralmbahn. Nach kurzen Bedenken über den Zeitplan beugte sich Faymann nun dem Diktum des Kanzlers: Die Koralmbahn werde - wie im Vertrag festgehalten - bis 2018 fertig gestellt sein. Weil es von Gusenbauer so gewollt sei, sagte Faymann.

Während sich FPÖ und BZÖ in der Frage des Baus der Koralmbahn einig sind und das Projekt befürworten, sind die Grünen uneins. Die dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig verlangt, dass bestehende Strecken ausgebaut werden und erst ganz zuletzt die großen Projekte angefasst werden. Grünen-Landessprecher Werner Kogler hingegen favorisiert engagiert das Koralm-Bahnprojekt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2007)