Wien – Für manch grünen Abgeordneten wird es mit einem unguten Gefühl verbunden sein: Ab kommenden Montag müssen sie den Ermittlern des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) ihre Fingerabdrücke abliefern.

Sinn der Übung: Die Spuren, die jene Einbrecher, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch die Parlamentsklubräume der Öko-Partei in der Wiener Löwelstraße heimsuchten, zu isolieren. Auf den Glastüren zu den Büros der hauptbetroffenen Abgeordneten Peter Pilz, Werner Kogler und Ulrike Lunacek finden sich zahlreiche, von der Spurensicherung schwarz eingefärbte Fingertapser – die meisten wohl von Grünen selbst.

Denn die Eindringlinge gingen alles andere als ungeschickt vor, was bei den Grünen den Verdacht, dass es sich um keinen Einbruchdiebstahl, sondern eine politisch motivierte Tat handelt, bestärkt.

Gestohlen wurden nach vorläufigem Kenntnisstand der Grünen eine Videokamera einer Mitarbeiterin, das Notebook Lunaceks, eine Mappe Koglers mit Material zum Eurofighter-Untersuchungsausschuss sowie sein „Weekend-Bag“ mit Hemden und T-Shirts. Letztere wohl, um die Beute unauffällig wegzuschaffen, wie Kogler vermutet.

Weil einerseits andere Wertgegenstände nicht entwendet wurden, andererseits die Büros von Kogler und Pilz aus Sicht der Grünen nahezu systematisch durchwühlt wurden, glaubt die Oppositionspartei nach wie vor an einen Zusammenhang mit dem Eurofighter-Ausschuss. „Das hat System, das kann kein Zufall sein“, mutmaßt Kogler.

Keine Verschlussakte

Mit weiteren Verdächtigungen hielt man sich am Donnerstag aber bewusst zurück – im Gegensatz zum Vortag, an dem der Einbruch beinahe als kleines grünes Watergate inszeniert worden war. Eine prophylaktische Warnung gab es aber doch. Kogler: „Falls daran gedacht war, uns einzuschüchtern oder mundtot zu machen, kann ich sagen: Dieser Versuch ist gescheitert.“

Feststeht inzwischen: Wirklich brisantes Material wurde nicht entwendet. In der Mappe Koglers befanden sich Unterlagen, die er sich für seinen Auftritt in „Offen gesagt“ zusammengesucht hatte – darunter Akten, in denen dem Eurofighterkonkurrenten Gripen der Vorzug gegeben wird. Die tatsächlich heiklen Verschlussakten haben sich ohnehin in einem Safe befunden, heißt es im Grünen Klub erleichtert.

„Vielleicht wollte einer unserer Gegner recherchieren, wie viel wir wissen und wie viel nicht“, spekuliert ein Grüner über die Motive der Tat. Auch in Polizeikreisen wird ein politischer Hintergrund vermutet. „Eine stinknormale moldawische Tätergruppe war es wohl nicht“, meint ein hochrangiger Beamter zum STANDARD. Die offizielle Sprachregelung übermittelt Walter Ladik, Pressesprecher der Wiener Polizei, die für das LVT ermittelt: „Derzeit kann man noch überhaupt nichts sagen.“ (Barbara Tóth/DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2007)