Wien - Ärztekammer-Präsident Reiner Brettenthaler, hat am Sonntag die Koalitionsparteien aufgefordert, eine Lösung des Pflegeproblems nicht durch "Profilierungsrituale" weiter zu verzögern. Eine "großzügige staatliche Förderung" sollte die Pflegekosten für die betroffenen Menschen auf bisher gewohntem und leistbarem Niveau halten, forderte Brettenthaler in einer Aussendung.

Man dürfe sich nicht wundern, dass eine Legalisierung der Pflege auch mit Mehrkosten verbunden sei. "Seit Beginn der Pflegediskussion ist klar, dass eine reguläre Verankerung des Pflegeberufs auf gesetzlicher Ebene allein schon wegen der anfallenden Sozialversicherungskosten mit Mehrkosten verbunden ist." Nun müssten der Bund und die Länder dafür sorgen, dass etwa die im Zuge der Legalisierung eingenommenen Sozialbeiträge unmittelbar den betroffenen Pfleglingen zugute kommen. "Durch diesen Verzicht könnte der Staat ein eindeutiges Signal setzen, wie wichtig ihm die Anliegen hilfsbedürftiger Menschen sind", meinte Brettenthaler

Anpassung

Die von Arbeitsminister Martin Bartenstein (V) zur Diskussion gestellte Anpassung des Hausangestellten-Gesetzes an die Erfordernisse der Pflege hält der Ärzte-Präsident für realistisch. Der Bedarf der "niederschwelligen Pflege" könne nach Ansicht Brettenthalers dadurch gedeckt werden. "Wir haben in Österreich mit steigender Tendenz hunderttausende Menschen, die rund um die Uhr betreut werden sollten. Es geht auch darum, diesen Betreuungsbedarf mit einer entsprechenden medizinischen Versorgung zu kombinieren." In diesem Zusammenhang forderte Brettenthaler die verpflichtende koordinative Einbindung der Hausärzte ab einer höheren Pflegestufe, womit Standard und Fortschritt der Betreuung im Sinne der Pfleglinge abgesichert werden sollten.

Durch die Einführung eines eigenen Lehrberufes könnte man nach Ansicht Brettenthalers mittel- bis langfristig ein maßgeschneidertes Betreuungsangebot gewährleisten. Darüber hinaus sei es notwendig, Modelle der medizinischen Hauskrankenbehandlung in ein zukunftorientiertes Pflegesystem einzubauen. "Wir müssen die Menschen in ihrem gewohnten Lebensumfeld lassen und ihnen jene Unterstützung medizinischer und pflegerischer Art sowie bei der Haushaltsführung zukommen lassen, die ihnen in ihrer Würde auch zusteht." (APA)