EADS beschäftigte aber auch das PR-Studio Ott sowie die Beraterin Karin Keglevich, die beide ein Naheverhältnis zur Volkspartei haben.

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Wien – In einer mehr als vierstündigen Befragung hat der frühere Senior Vice President von EADS, Klaus-Dieter Bergner, am Montag nicht nur die Bedeutung des Eurofighter-Deals für seinen Ex-Konzern stark heruntergespielt, sondern auch Auskunft über den zuletzt heiß diskutierten Werbe- und PR-Vertrag mit der Agentur „100% Communications“ von Ex-FP-Bundesgeschäftsführer Gernot Rumpold gegeben. Bergner wollte den Etat für Rumpold von 6,6 Millionen Euro in der ersten Jahreshälfte 2002 im Eurofighter-U-Ausschuss zwar weder bestätigen noch dementieren, die Summe schrecke ihn aber keinesfalls. Das ist keine „exorbitante Größenordnung“.

Die Mutmaßungen, es seien nur gut zwei der 6,6 Millionen Euro von Rumpold für Werbung verwendet worden und die restlichen Millionen verschollen, beantwortete Bergner mit der Darstellung einer umfassenden Beratungs- und Betreuungstätigkeit seitens der Rumpold-Agentur. Jeder Termin, jeder Flug, ein Auto samt Fahrer, die Aufarbeitung und Nachbearbeitung der Präsentationen bei Ministern und Landeshauptleuten bis hin zu Veranstaltungen – etwa auf dem A1-Ring –, alles habe die Agentur erledigt, eben nicht nur Inserate und TV-Spots. Ob dafür die vier Millionen Euro aufgegangen seien, wollte oder konnte Bergner nicht sagen. Es sei aber eine Vollbetreuung für ihn in Österreich organisiert, eben ein richtiges „Susi-Sorglos-Paket“ geschnürt worden.

Wohin Gelder fließen

Kanzler Alfred Gusenbauer hat kürzlich gesagt, dass der Eurofighter-Vertrag „obsolet“ wäre, wenn aus den Werbemillionen ein einziger Euro an das BZÖ geflossen sei. Nach seiner FP-Zeit war Rumpold Wahlkampfleiter beim BZÖ. Nach Knittelfeld und dem Neuwahlantrag 2002 hat EADS seine Zusammenarbeit mit 100% Communications beendet, sagte Bergner. Rumpolds Politnähe sei ihm zu Beginn der Agenturtätigkeit nicht klar gewesen. Rumpold hätte aber keinen Vertrag mit EADS gehabt, sondern sei ein Subunternehmer des EADS-Lobbyisten Erhard Steininger gewesen, sagte Bergner.

Neben der Agentur Rumpold – via Steininger – beschäftigte EADS direkt das PR-Studio Peter Ott sowie die Agentur Special Public Affairs von Karin Keglevich.

Ott, der von 2002 bis Mitte 2003 für EADS tätig war, sagte zum Standard: „Rumpold war für den Aktionismus zuständig, also die kommunikative Unterstützung des Lobbyings. Ich habe die klassische Pressearbeit in Absprache mit dem Unternehmen gemacht. Das ist parallel gelaufen.“

Bergner wusste nur von „Presseclippings“ zu berichten, die Ott verfasst haben soll. Ott selbst sieht das völlig anders. Der frühere VP-Kammerfunktionär Ott hat seinerzeit die PR-Arbeit für den Wirtschaftsbund erledigt und war Sprecher der PR-Berater in Österreich. Seit zwei Jahren ist er im Ruhestand. Exakt beziffern wollte oder konnte Ott sein EADS-Honorar nicht mehr. Es sei aber ein „Millionenbetrag“ gewesen – in Euro.

Karin Keglevich erledigt seit Februar 2003 – zuerst für EADS Military, dann für die gegengeschäftsverantwortliche Euro Business GmbH (EBD) sowie für die Eurofighter GmbH – die Pressearbeit. Zum Standard sagte Keglevich über ihr Honorar: „Ich arbeite mit allen Kunden auf Basis einer jährlichen Pauschalvereinbarung. Aber das ist so wenig, dass es sicher keine Diskussionen auslösen wird, jedenfalls deutlich unter dem Rumpold-Niveau.“

Frau Keglevich leitet heute die extra eingerichtete „Technologieplattform“ innerhalb der Gegengeschäfte. Das sei „keine Unvereinbarkeit“, sondern „ein und dieselbe Seite“. Ihr Auftraggeber sei ja beide Male die EBD. Geschäftsführer ist dort nach seinem Abschied bei EADS im Jahr 2005 Klaus-Dieter Bergner.

Zum ÖVP-Naheverhältnis von Keglevich: Sie leitete vor dem EU-Beitritt die Kampagne „Wir stimmen für Europa“ und managte 1998 den Wahlkampf von Thomas Klestil. Laut Ex-FP-Verteidigungsminister Herbert Scheibner fungierte Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel bei der Typenentscheidung für die Eurofighter als „Schiedsrichter“. Schüssel selbst habe keine Präferenz für einen Flugzeugtyp gehabt und beim „Kanzlerfrühstück“ vor der Typenentscheidung am 2. Juli 2002 zwischen dem Verteidigungsministerium, das sich für die Gripen aussprach, und dem Finanzministerium vermittelt.

Aufhorchen ließ Scheibner mit der Beteuerung, die Unterschrift unter dem Ministerratsvortrag pro Gripen für den 25. Juni 2002 stamme nicht von ihm. Das Wort „Unterschriftenfälschung“ wollte er nicht in den Mund nehmen. Er verwies aber darauf, dass das Dokument mit dem Namenszug eine Kopie sei.

„Nicht bereichert“

Ex-FP-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer schloss einen Zusammenhang zwischen dem seinerzeit mit monatlich 10.000 Euro dotierten Beratervertrag ihres Gatten Michael Passer bei Magna mit dem Eurofighter-Kauf „100prozentig“ aus. Auch sie selbst habe daraus „keinerlei vermögenswerten Vorteil“ gezogen, sagte sie. Zum Vorhalt von Peter Pilz, die Parteispenden an die FPÖ seien von Null Euro (2000/2001) über 20.000 Euro (2002) auf 747.826 Euro (2003) und 361.000 Euro (2004) nach der Eurofighter-Entscheidung explodiert, sagte Riess-Passer, sie sei schon im September 2002 – also nur zwei Monate nach der Typenentscheidung – aus der Politik ausgeschieden. (Michael Bachner/DER STANDARD, Printasgabe, 13.2.2007)