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Erzbischof Jozef Michalik, früher als SB-Informant "Zefir" unterwegs.

Foto: APA/EPA/Bartlomiej Zborowski
Warschau - Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, ist nach eigenen Angaben ohne seines Wissens als Kollaborateur der polnischen Geheimpolizei SB geführt worden. Möglicherweise habe der SB versucht, ihn für eine Zusammenarbeit zu gewinnen, doch habe es niemals eine förmliche Vereinbarung gegeben, sagte Michalik am Donnerstag dem polnischen Fernsehsender TVP. "Ich kann mich nicht mehr sehr gut erinnern", sagte er weiter. Es gebe nichts in seinem Leben, "was diese Einstufung rechtfertigen könnte".

Informant "Zefir"

Das Fernsehen hatte zuvor Akten aus dem SB-Archiv gezeigt, in denen Michalik von 1975 bis 1978, damals noch als einfacher Priester, unter dem Pseudonym "Zefir" als Informant gelistet wird. Ein Historiker vom Institut des Nationalen Gedenkens, Jan Zaryn, bezeichnete die Dokumente jedoch als zu wenig aussagekräftig, um sich ein Urteil über die Rolle des Erzbischofs zu erlauben. Demnach enthielten die Akten keinen einzigen Bericht von Michalik; auch steht unter keinem der Dokumente seine Unterschrift.

Die polnische Kirche hatte am Donnerstag erstmals einen eigenen Bericht über die Zusammenarbeit von Priestern mit der Geheimpolizei (SB) in der Zeit des Kommunismus veröffentlicht, der sich allerdings allein auf die Region von Krakau bezieht, der Erzdiözese des späteren Papstes Johannes Paul II. Die polnische Kirche reagierte damit auf den Skandal um den kurzfristigen Erzbischof von Warschau, Stanislaw Wielgus. Dieser musste Anfang Jänner nur wenige Stunden nach seiner Amtseinsetzung zurücktreten, weil er rund 20 Jahre mit dem Geheimdienst zusammengearbeitet hatte. (APA)