Erika Rumpold, flankiert von ihrem Anwalt Michael Rami (re) und dem Verfahrensanwalt Gottfried Strasser.

Foto: Standard/Fischer
Die EADS-Werberin zeigte sich antwortmüde. Der Ausschuss antwortet mit Beugestrafe-Anträgen.

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Wien - Erika Rumpold kam, lächelte und schwieg. Dabei ist ihr Job Kommunikation, hundertprozentige Kommunikation. Doch ihre kommunikativen Künste ließ die Chefin einer Agentur namens "100 % Communications" am Donnerstag im Verborgenen ruhen. Bei ihrer Befragung im Eurofighter-Ausschuss fuhr die Werberin ihre Werbekraft nahezu auf null herunter.

Frau Rumpold verriet in der ursprünglich als nicht öffentlich deklarierten Befragung nur ihren Namen, ihr Geburtsdatum und ihre Funktion. Damit aber war der Informationsfluss, den die Mitglieder des Eurofighter-Ausschusses anzuzapfen gehofft hatten, auch schon wieder versiegt.

Danach zerbröselte Rumpold so ziemlich jede Frage mit dem Verweis auf Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse ihrer Agentur. Jener Agentur, die auf nachgerade wundersame, weil nicht wirklich nachvollziehbare Weise einen 6,6 Millionen Euro schweren Auftrag des EADS-Konzerns an Land gezogen hatte. Davon sollen aber nur zwei Millionen in Werbeinserate geflossen sein.

Bleiben mehr als vier Millionen Euro, deren Verbleib ungeklärt ist. Viel Stoff für Fragen an die professionelle Antwort-Finderin. Und noch viel mehr Stoff für Spekulationen, weil die mit Ex-FPÖ-Bundesgeschäftsführer und BZÖ-Wahlkampfwerber Gernot Rumpold verheiratete Erika Rumpold eben nicht antwortete, sagte Wirtschaftskammer-Vizegeneralsekretär Reinhold Mitterlehner (ÖVP) im Gespräch mit dem Standard: "Damit hat sie selbst den Verdacht, dass der politische Hintergrund ausschlaggebend war für den EADS-Auftrag an eine damals in der Branche völlig unbekannte Firma, begründet."

"Insistierend" befragt

Also fragte Mitterlehner und fragte und fragte. Fragte "aggressiv", klagte die in einer schwarzen Limousine, die die Parlamentsrampe hochzufahren versucht hatte, angereiste PR-Fachfrau während ihrer fünfstündigen Befragung.

Er sei nur "insistierend" gewesen, meinte Mitterlehner, und zudem ziemlich verwundert, weil Rumpold nicht einmal auf Fragen nach Etat-Höhen, Umsatz, Mitarbeiter-Zahl oder Referenzen antworten wollte, sondern "de facto alles, was interessant ist, unter Geschäftsgeheimnis gefallen ist". Was Wirtschaftsmann Mitterlehner doch irritierte: "Ich weiß nicht, was das für ein Geheimnis ist", meinte er unter Verweis auf diverse Rankings. Rumpolds Konter: "Schauen Sie beim Ranking nach." Mitterlehner waren die Zahlen aber "entfallen", und Rumpold wollten sie nicht einfallen.

Wo so viel Schweigen ist, macht Verschwiegenheit eher wenig Sinn, dachten sich die Ausschussmitglieder und beschlossen, den Ausschluss der Öffentlichkeit aufzuheben. Und für Erika Rumpold setzte es vier Anträge auf Beugestrafe, über die nun ein Gericht entscheiden muss. Jener Lobbyist, der, wie Erika Rumpold bestätigte, den EADS-Werbe-Deal für 100 % Communications eingefädelt hat, Erhard Steininger, wurde bereits zu einer (nicht rechtskräftigen) 1000-Euro-Beugestrafe verurteilt, weil er sich der Aussage vor dem Ausschuss entschlagen hatte.

Steininger, gab Rumpold preis, habe sie zwar für ein News-Interview von ihrer Schweigepflicht entbunden, nicht aber für den Ausschuss. Was Maria Fekter (VP) "nicht ganz logisch" fand.

Ziemlich logisch klang dagegen die Mitteilung, dass Rumpolds Vertrag mit EADS-Konkurrent Saab, der den Gripen baut, gecancelt wurde, als die Deutschen mit einem "besseren" Angebot die Schweden hinauskatapultierten.

BZÖ-Chef Peter Westenthaler will indes bis März die "lupenreine" Finanzierung seiner orangen Partei belegen. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Printausgabe, 22.2.2007)