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Foto: REUTERS/Ints Kalnins
der besserwisser und der rechthaber sind brüder, der eine weiß naturgemäß alles besser, der andere hat naturgemäß immer recht. der besserwisser ist gefürchtet, der rechthaber wird allgemein bedauert. der besserwisser veröffentlicht ständig sein besserwissen, der rechthaber hortet sein rechthaben. der besserwisser steht in jeder veranstaltung auf und weiß alles besser, der rechthaber verkriecht sich und hat einfach recht. der besserwisser ist allgemein korpulent, der rechthaber hager und hat magengeschwüre. streiten die brüder, weiß der besserwisser immer alles besser, obwohl der andere recht hat. hat der rechthaber einmal nicht recht, was praktisch nicht vorkommt, hat dies der besserwisser schon lange, ja immer gewußt. wird dem besserwisser nachgewiesen, dass er etwas nicht besser weiß, beharrt er darauf, dass er zumindest recht hat. liegt der rechthaber trotzdem im unrecht, obwohl das nie vorkommt, weiß er es dennoch besser. man kann sich gut vorstellen, dass beide brüder dauernd im streit liegen. so wird es zeit beide aufzuklären, dass besserwissen und rechthaben praktisch gleich und apriori nutzlos sind, weil der rechthaber nie eine chance hat recht zu bekommen und der besserwisser gegen das absolute nichtwissen machtlos ist, und das alles, obwohl der eine immer recht hat und der andere immer alles besser weiß. eine frage bleibt unbeantwortet, wieso der eine dick und der andere dünn sein muss. (Friedrich Achleitner/ DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.02.2007)