Heidelberg - Beim informellen EU-Bildungsministerrat in Heidelberg hat der polnische Bildungsminister Roman Giertych mit Äußerungen zu Homosexualität und Abtreibung einen Eklat ausgelöst. Zudem sorgte eine rechtslastige Publikation des polnischen Abgeordneten Maciej Giertych, dem Vater des Bildungsministers, im Europaparlament für Empörung.

In der Debatte über Europas gemeinsame Werte schimpfte Giertych am Donnerstag über Gesellschaften, in denen die Abtreibung erlaubt sei und bereits Elfjährige an die Homosexualität gewöhnt würden. "Das war intolerant und doktrinär", sagte eine Sitzungsteilnehmerin über die Rede des stellvertretenden Premierministers.

Nachspiel zu erwarten

Giertych habe in der Runde geradezu "gewettert", hieß es. Der polnische Politiker von der katholisch-nationalistischen Familienliga hatte sich zu Wort gemeldet, nachdem die Ratsvorsitzende und deutsche Bildungsministerin Annette Schavan gemeinsame europäische Werte wie Demokratie, Toleranz und den Respekt der Grundrechte angesprochen hatte. Giertychs Ausfall habe viele TeilnehmerInnen aufgebracht: "Es wird noch Reaktionen geben", hieß es.

"Rassistisch, antisemitisch und sexistisch"

Der fraktionslose Abgeordneten Maciej Giertych hat zudem mit einer Broschüre mit dem Parlamentslogo für Aufsehen gesorgt. Sechs der acht Parlamentsfraktionen distanzierten sich am Donnerstag von der Veröffentlichung, die sie in einer gemeinsamen Erklärung als rassistisch, antisemitisch und sexistisch kritisierten. Wie das Parlamentslogo auf die Broschüre gelangte und ob möglicherweise sogar Haushaltsmittel dafür ausgegeben wurden, ist noch unklar.

In dem 32 Seiten starken Heft unter dem Titel "Zivilisationen in Europa im Krieg" erklärt Giertych, seines Zeichens Vater des Vizepremiers und Bildungsministers, unter anderem: "Die Zivilisationen stehen untereinander im Wettbewerb, und in einer einzigen Gesellschaft wird letztlich eine gewinnen." Ferner heißt es, Mütter müssten zu Hause bleiben und ihre Kinder erziehen. Giertych gehört der erzkonservativen Liga Polnischer Familien an, die in Warschau an der Regierung beteiligt ist. (APA/dpa)