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Frauenstadträtin Frauenberger hat eine eigene "Task Force" initiiert, die Vorschläge liefern soll, wie man die Opfer von Zwangsheirat standardisiert erfassen kann, um konkrete Zahlen zu erhalten.
Foto: APA/Terre des femmes - Kampagne "STOPPT Zwangsheirat – NEIN zu Gewalt an Frauen"/ Max Lautenschläger
Wien - In Wien liegt nun erstmals eine Studie zum Thema Zwangsheirat vor. Genaue Zahlen über das Ausmaß des Phänomens ließen sich derzeit aber noch nicht gewinnen, unterstrich Frauenstadträtin Sandra Frauenberger am Donnerstagabend vor Journalistinnen und Journailsten. Nun soll eine eigene "Task Force" die Grundlage für das weitere Vorgehen schaffen. Davon abgesehen wurden bereits einige Maßnahmen im Sozialbereich initiiert.

Nur die erfasst, die auszubrechen versuchen

Eine Schätzung sei, dass jährlich rund 35 von Zwangsheirat Betroffene in den sozialen Einrichtungen der Stadt betreut werden, so Projektleiterin Rossalina Latcheva vom Zentrum für soziale Innovation, das die Studie im Auftrag der Wiener Frauenabteilung durchgeführt hat. Bei dieser Zahl handelt es sich allerdings nur um diejenigen, die bereits versuchen, aus ihrer Situation auszubrechen.

Gewalt-, nicht Migrationsthema

Jedenfalls lasse sich die Thematik nicht auf eine bestimmte Gruppe oder Religion einschränken, unterstrich Frauenberger: "Es ist viel weniger eine Frage der Religion und viel mehr eine Frage der Ehre." Betroffen hätten etwa ebenso einen türkischen wie griechischen oder indischen Migrationshintergrund, seien Hindu, Christen oder Moslems. Dennoch bestehe die Gefahr, dass die Problematik mit dem Thema Integration vermischt werde. Tatsächlich handle es sich aber um eine Gewaltthema.

Emanzipationsdenken vermitteln

In Wien werde deshalb verstärkt auf Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern in dieser Thematik gesetzt. Außerdem wurde mit der Schulung von Multiplikatorinnen/Mulitplikatoren begonnen, welche in die ethnischen Gruppen hinein wirken sollen. Und mittels der Sprachprogramme "Mama lernt Deutsch" könne man auch westliche Geschlechterbilder und Emanzipationsdenken vermitteln.

Überdies hat Frauenberger eine eigene "Task Force" des Magistrats initiiert, die Vorschläge liefern soll, wie man die Einzelfälle standardisiert erfassen kann, um konkrete Zahlen zu erhalten. Außerdem soll ein Handlungsleitfaden entwickelt und Vorschläge erarbeitet werden, wie man verstärkt die Eltern einbeziehen könne. Weiters soll hierbei auch geklärt werden, ob die bestehenden Betreuungsangebote ausreichend sind.

Eigenen Aufenthaltstitel für Frauen

Zugleich erhob Frauenberger an den Bund die Forderung nach einem eigenen Aufenthaltstitel für Frauen und einem Zeuginnenschutzprogramm für Opfer. Nur so könne man in Härtefällen ein anonymes Untertauchen der Betroffenen ermöglichen. (APA)