Nur die erfasst, die auszubrechen versuchen
Eine Schätzung sei, dass jährlich rund 35 von Zwangsheirat Betroffene in den sozialen Einrichtungen der Stadt betreut werden, so Projektleiterin Rossalina Latcheva vom Zentrum für soziale Innovation, das die Studie im Auftrag der Wiener Frauenabteilung durchgeführt hat. Bei dieser Zahl handelt es sich allerdings nur um diejenigen, die bereits versuchen, aus ihrer Situation auszubrechen.
Gewalt-, nicht Migrationsthema
Jedenfalls lasse sich die Thematik nicht auf eine bestimmte Gruppe oder Religion einschränken, unterstrich Frauenberger: "Es ist viel weniger eine Frage der Religion und viel mehr eine Frage der Ehre." Betroffen hätten etwa ebenso einen türkischen wie griechischen oder indischen Migrationshintergrund, seien Hindu, Christen oder Moslems. Dennoch bestehe die Gefahr, dass die Problematik mit dem Thema Integration vermischt werde. Tatsächlich handle es sich aber um eine Gewaltthema.
Emanzipationsdenken vermitteln
In Wien werde deshalb verstärkt auf Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern in dieser Thematik gesetzt. Außerdem wurde mit der Schulung von Multiplikatorinnen/Mulitplikatoren begonnen, welche in die ethnischen Gruppen hinein wirken sollen. Und mittels der Sprachprogramme "Mama lernt Deutsch" könne man auch westliche Geschlechterbilder und Emanzipationsdenken vermitteln.
Überdies hat Frauenberger eine eigene "Task Force" des Magistrats initiiert, die Vorschläge liefern soll, wie man die Einzelfälle standardisiert erfassen kann, um konkrete Zahlen zu erhalten. Außerdem soll ein Handlungsleitfaden entwickelt und Vorschläge erarbeitet werden, wie man verstärkt die Eltern einbeziehen könne. Weiters soll hierbei auch geklärt werden, ob die bestehenden Betreuungsangebote ausreichend sind.
Eigenen Aufenthaltstitel für Frauen