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Herwig Van Staa will Brief an das Wiesenthal-Zentrum verfassen.

Foto: APA/Techt
Innsbruck - Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat den Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa "wegen der Ehrung des ehemaligen Gestapo-Mitglieds Ferdinand Obenfeldner" zum Rücktritt aufgefordert. Van Staa und andere örtliche Politiker hätten zum 90. Geburtstag des ehemaligen stellvertretenden Bürgermeisters in Innsbruck eine Feier veranstaltet. Das Büro des Landeshauptmanns wies die Vorwürfe am Freitag zurück.

Obenfeldner habe bei der Organisation der Pogromnacht 1938 in Innsbruck mitgeholfen, "bei der unschuldige Juden ermordet wurden", erklärte der Leiter des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur AFP vom Donnerstagabend. Der nun 90-Jährige sei 20 Jahre lang stellvertretender Bürgermeister Innsbrucks gewesen und werde noch immer "als beispielhafter Politiker" dargestellt. Dass "Menschen, deren Taten während der Nazi-Zeit öffentlich verurteilt werden müssten, stattdessen von Politikern geehrt werden, führe zu "Wut und Frust", kritisierte Zuroff.

"Nicht veranstaltet, sondern daran teilgenommen"

Aus dem Büro des Landeshauptmann hieß es am Freitag, dass Van Staa die Feier der Stadt Innsbruck nicht veranstaltet, sondern daran teilgenommen habe. Obenfeldner sei "sozial sehr engagiert" gewesen und habe "nie einen Hehl aus seiner Vergangenheit gemacht". Er habe aber immer versichert, dass er sich nichts zu Schulden habe kommen lassen.

Der Landeshauptmann werde einen Brief an das Wiesenthal-Zentrum verfassen, in dem er seine Einstellung darlegen werde. Das Zentrum könne sich auch an die hiesige israelitische Kultusgemeinde wenden und sich dort über Van Staas Haltung zum Nationalsozialismus erkundigen, hieß es.

SPÖ-Stadtparteichef verteidigt Feier

"In Anbetracht der Verdienste Obenfeldners um die Stadt Innsbruck war es angebracht, ihm zu seinem 90. Geburtstag mit einer Feier zu gratulieren", sagte der Innsbrucker SP-Stadtparteivorsitzende Ernst Pechlaner zu den Vorwürfen.

Obenfeldner war 35 Jahre lang im Innsbrucker Gemeinderat tätig, 29 Jahre im Stadtsenat und 23 Jahre Vizebürgermeister, hieß es in einer Aussendung. In dieser Zeit habe er bleibende Werte geschaffen "im sozialen Wohnbau, für Schulen und Kindergärten und bei Sportstätten". Obenfeldner sei immer "auf der Seite der Schwächeren gestanden und hat vielen Menschen eine zweite Chance gegeben", sagte der SP-Stadtparteivorsitzende. Er stehe zu Obenfeldner. (APA)