Wien/Warschau – Der katholische Sender „Radio Maryja“ fiel in der Vergangenheit durch die Verbreitung antisemitischer Stereotypen auf. Gesponsert wird er unter anderem von dem in Uruguay lebenden Millionär Jan Kobylañski, der selbst immer wieder antisemitische Äußerungen tätigte. So behauptete er laut der Antidefamation League, dass im polnischen Außenministerium 85 Prozent der Leitungsfunktionen von Juden belegt würden. Die Zeitung Gazeta Wyborcza zitiert ihn mit den Worten: „Die Juden werden die Polen und andere Nationen immer hassen. Das ist in ihrer Religion festgeschrieben und in ihren verrotteten Genen.“ Kobylañski behauptet, er sei während der Nazizeit im Konzentrationslager Auschwitz und Dachau inhaftiert gewesen. Das polnische Institut für das nationale Gedenken verdächtigt ihn aber, mit den Nazis kollaboriert und eine jüdische Familie an die Gestapo verraten zu haben. Im Jahr 2005 wurde deshalb überprüft, ob ein Auslieferungsantrag gestellt werden kann. Kobylañski wird von polnischen Medien auch vorgeworfen, ein KGB-Spion gewesen zu sein. Nach dem Krieg soll er sich eine Zeit lang in Österreich und Italien aufgehalten haben, bis er nach Paraguay auswanderte und dort mithilfe von Diktator Alfredo Stroessner ein Vermögen machte.Kobylañski ist Leiter der Union Polnischer Vereine und Organisationen in Lateinamerika (Usopal). Usopal unterstützte die Partei der Kaczyñski-Zwillinge Recht und Gerechtigkeit (PiS) und hat bei den Besetzungen von diplomatischen Posten für Polen in Lateinamerika einiges mitzureden. Kobylañski soll zudem die Partei Samoobrona von Andrzej Lepper finanziell unterstützen und mit Lepper Kontakt pflegen. (awö, DER STANDARD, Printausgabe, 3./4.3.2007)