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Gezecht wurde die ganze Nacht, danach mit Schlägen bezahlt.

Foto: APA/dpa/Gentsch
Wien – Eigentlich ermittelten die Beamten des Wiener Kriminalkommissariats West (KK West) in der Suchtgiftszene. Doch die Ermittlungen führten zu einem ganz dicken Fisch, der sich mit seiner Bande auf Schutzgelderpressung spezialisiert hatte. Ende 2006 kam ihnen zu Ohren, dass ganz Wien vor einem "Repic" (serbisch für "Zöpfchen", Anm.) zittert. Jetzt sitzen „Repic“ und seine Hauptkomplizen in Haft, berichtete Oberstleutnant Georg Rabensteiner, vom KK West.

Angst war zu groß

Offiziell sagte niemand etwas. Zu groß war die Angst vor "Repic", "Emir" und "Peca". Unter der Hand erfuhren die Ermittler aber, dass die Bande immer nach einem ähnlichen Muster vorging. "Repic" schickte zunächst seine Komplizen. Diese setzten sich zumeist in Lokale, in denen Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien verkehrten. Dort soffen sie die ganze Nacht durch, ohne zu zahlen. Dieses Spiel wiederholten sie mehrere Male, bis der Wirt sie ansprach. Die Folge davon war, dass das Lokal zerlegt, sein Besitzer und die Gäste in brutalster Art und Weise zusammengeschlagen wurden. Wenige Tage später erschien "Repic" selbst und verlangte Schutzgeld. In der Regel sollen es 2000 Euro pro Woche gewesen sein.

Anfang Februar war ein Lokal in Brigittenau "dran". "Peca" hatte in dem Betrieb gesoffen, ohne zu zahlen. Vom Wirt angesprochen, zerschlug er die Glastür und verwüstete das Lokal. Den Inhaber schlug er mit einem Aschenbecher und einer Flasche nieder. Diesmal musste er aber flüchten, da ein Gast die Polizei rief – und ließ seine Jacke mit seinem Pass zurück. Diese Spur führte die Exekutive zu der Bande. Am 22. Februar nahmen die Ermittler den "Zopf", den 39-jährigen Dragan J. in der Ottakringer Wattgasse fest. Vier Tage später erwischten sie "Peca", den 28-jährigen Predrag J. aus Mariahilf in der Klosterneuburger Straße. Der 27-jährige Emir D. aus Penzing wurde schließlich in der Lugner City verhaftet.

Um Gnade betteln

"Gerüchteweise soll es in Wien zu zahlreichen Feiern gekommen sein. Sobald das Trio in Haft war, haben wir einige hochinteressante Aussagen erhalten", so Rabensteiner: Wenn "Repic" in ein Lokal kam, flüchtete jeder, der konnte. Die andern mussten ein stundenlanges Martyrium über sich ergehen lassen. Mit Schlägen nötigte "Repic" den Wirt, die Tür abzusperren. Dann soll der "Zopf“ Gäste gezwungen haben, sich niederzuknien und um Gnade zu betteln. Dabei steckte er ihnen eine Pistole in den Mund. Emir soll reihenweise Sessel, Aschenbecher und Whiskyflaschen auf den Köpfen der Opfer zerschlagen haben. Die Bande soll Zähne ausgeschlagen, Arme und Beine gebrochen haben. "Auch mit dem Fingerabschneiden wurden die Gäste bedroht. Laut Zeugen waren die Gesichter mancher Opfer danach nicht wieder zu erkennen." Nachweisbar soll das Trio seit Sommer vergangenen Jahres aktiv gewesen sein. Die Polizei bittet um weitere Hinweise an das KK West unter (01) 31310–25800. (APA, red; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.3.2007)