Eine Dachterrasse

in Wien wird zur Rennstrecke umfunktioniert. Im Fahrerlager tummelt sich das Who is Who des Racingteams "derStandard.at", an der Strecke stehen die Fans. Dr. Redl, die Frau Floh, die Reißerische und natürlich ich treten zu einem teaminternen Vergleichstest an.

Die Wahl

der Eisen ist bald entschieden. Dr. Redl martert seine Trial, der Rest tritt mit einem aufgemotzten Pocketbike an. Aufgemotzt von einem gewissen Herrn Sidekix, der schon die Motorräder der "Viecher" modifiziert hat. Ein bunter Hund in der Szene, wie man so sagt. Nicht am Motor oder am Fahrwerk wurde Hand angelegt.

Der Sidekix

hat der Taschenreiben ein neues Kleidchen angezogen. Tigerfell. Das bringt rein optisch sicher zwei Sekunden auf dem engen Kurs der Dachterrasse.

Die Startplätze

werden ausgelost. Rennen eins fährt die Reißerische gegen den Doktor. Rossilina, the sexiest duck alive, die Frau Floh, der Derrische und ich schauen uns das Rennen genau an. Sulzi hat sich schon in der Zweierkurve bereit gemacht. Er sagt, weil er dort die besten Fotos wird machen können.

Ich vermute eher,

ihm war die Nähe zum Fressalien- und Getränketisch – welchen wir VIP-Bereich nennen – wichtiger als der Zieleinlauf.

Die Reißerische

hat gleich am Start Probleme. Als Dr. Redl schon mit zusammengekniffen Augen hart die erste Kurve anbremst, versucht die Reißerische noch den ersten Gang reinzukriegen. Als ich merke, was los ist, brülle ich ihr zu "’S is a Automatik!" Durch den Stress, den Helm und den Lärm scheint bei der Reißerischen aber etwas wie "Sau", "du" und "madig" anzukommen.

Die Reißerische

macht ihrem Namen alle Ehre und reißt mir eine, ohne vom Tigerbike zu steigen, während die Frau Floh ihr ein aufmunterndes "GAAAASSSS!" zuschreit und gesundheitlich unbehelligt bleibt. Dr. Redl setzt schon fast zum Überrunden an, als die Reißerische ums erste Eck sticht. Aber dann macht sie Meter um Meter wieder gut. Im Ziel fehlen ihr nach einem packenden Rennen gerade einmal drei Sekunden auf den Dr. Redl. 1:35 für Dr. Redl, 1:38 für die Reißerische.

Das zweite Rennen

fährt die Frau Floh gegen den Dr. Redl. Verbissen kämpfen die beiden um jede Sekunde. Am Kurveneingang schlägt die Frau Floh dem Dr. Redl das Türl zu. Sie ist so stolz, einmal auf einem Motorrad zu sitzen, wo sie mit den Füßen auf den Boden kommt, dass sie um jeden Preis in der Fotokurve innen sein muss.

Dabei

verhakelt sie sich aber ein wenig, wählt eine zu enge Kurve, während auf der Kurvenaußenseite der Dr. Redl mit Schwung vorbeifährt. Dass man wegen technischen Defekten verliert, das kennen wir alle aus dem Fernsehen. Aber wegen Eitelkeit ein Rennen zu verlieren, das hat nicht einmal der Hinterseer Hansi geschafft.

Eines

ist mir schon seltsam vorgekommen: Die Frau Floh freut sich wenn sie vom Radl aus auf den Boden kommt, ich fürcht mich davor, jedes Mal genau davor, wenn ich auf ein Motorrad steige. Fürs Protokoll noch die Zeiten: Dr. Redl fährt ambitionierte 1:28, die Frau Floh hat, bevor sie den Schminkspiegel auspackt, gerade einmal 1:29 auf der Uhr stehen.

Als ich mich

an den Start begebe, meint die Reißerische in die Runde: "So, ich würd’ sagen das war’s. Da gibt es wohl nix mehr zu sehen. Ich mach drinnen einen Kaffee und schneid den Kuchen auf." Und ratzfatz war die Terrasse leer.

Rossilina

und sexiest duck alive waren die ersten beim Kuchenfassen. (Wieso fahren die nicht mit? Das Goscherl reißen sie ja immer weit genug auf... Anm. d. Lektorin) Der Sulzi ist freiwillig geblieben. Mein motivierendes "Wenn du dich jetzt auch rein schleichst, dann bau ich mich das nächste Mal so ein, dass du drunter liegst." hat da sicher ein bisserl geholfen.

Das dritte Rennen

war aber eindeutig das härteste. Der Dr. Redl hat mit mir Katz und Maus gespielt. Er lässt mich in der Fotokurve innen vor um dann nur am Vorderradl anzubremsen. Seine Art, den Gegner zu zermürben (Als wäre das nötig. Anm. d. Lektorin).

Er kichert

mehrmals während des Rennens oder fragt am Kurvenscheitel väterlich "Geht’s eh, oder soll ich anschieben?". Sinnlos, die Zeiten noch festzuhalten. Dr. Redl gewinnt mit 3:58 Minuten, ich brauch grad ein bisserl länger als vier Minuten.

Die Siegerehrung

ist eine Schmach sondergleichen. Dr. Redl gewinnt die so genannte Blödelbrause, die Zweit- und Drittplazierte opfern sich in der Wohnung dem Kuchen auf und ich kassier die Saulederne, wie die Blecherne in der Steiermark heißt.

Bekommen

hab ich einen Blumentopf, der ob seines vorgerückten Alters nur mehr von Racetape zusammengehalten wird.(Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Martin Sulzbacher, derStandard.at, 8.3.2007)