Foto: Universal

Der irische Sänger, Violonist und Multiinstrumentalist Patrick Wolf zählt mit seinen 23 Jahren und seinen ersten beiden Alben Lycanthropy (2003) und Wind In The Wires (2005) zu den vielversprechendsten Songwritern seiner Generation. Und er fühlt sich dabei, das belegt nun auch das neue Studiowerk The Magic Position, obwohl produktionstechnisch durchaus im Heute stehend, einer romantischen Position verpflichtet, die von der Blauen Blume herauf bis zu haltlosen Herzscheiße-Protagonisten wie Kevin Rowland von den Dexys Midnight Runners bezüglich der Schilderung und Durchwanderung ihrer Gefühlswelten nicht vor dem Kippen in den Kitsch zurückschreckt.

Patrick Wolf verkaufte nach dem Kritikererfolg seines etwas hektisch und überladen und rumpel-punkig über den Hörer kommenden Debüts trotz international breiter Abfeierung schließlich nur eintausend Stück. Das nach dem Rückzug aus der Wahlheimat London aufs Land in eine Hütte in Cornwall entstandene, ruhigere, aber auch verzweifeltere, vom pastoralen Songwriting eines Nick Drake aus den 70er-Jahren beeinflusste Album Wind In The Wires geriet in sich stimmiger und legte den jetzigen Grundstein für eine erneute musikalische Richtungsänderung.

Zwischen London, Paris, New York und Wien, wo er im Studio von Patrick Pulsinger drei Wochen lang unter anderem auch mit einem Streicherensemble des Wiener Symphonieorchesters arbeitete, entstand jetzt eine schwelgerische, optimistische Arbeit, die vor allem auch von einer glücklichen Liebesbeziehung geprägt wurde. Zwischen keltischen Soulstampfern im Sinne eines Kevin Rowland und dessen verzückt-jubilierenden Knödelbaritons und getragenen Balladen mit großer Liebe zum Detail in den ebenso luftigen wie dichten Arrangements hat Patrick Wolf nicht nur andere Musiker zugelassen.

Auch seine Songwritingkünste haben einen Quantensprung hin ins Erwachsenen-Popfach unternommen. Weite, epische Melodiebögen in der Ballade Augustine , ein verwunschenes Duett mit Marianne Faithfull in Magpie , schließlich der stürmische, geradezu militant fröhliche und an Come on, Eileen selig erinnernde Titelsong The Magic Position sorgen dafür, dass Patrick Wolf mit seiner neuen CD dieses Jahr als Soundtrack noch viele Monate bestimmen dürfte. Dass Melodie und Arrangement von Get Lost schließlich das versponnene, verspielte Schaffen von The Cure oder The The nachstellen, weist Patrick Wolf als profunden Kenner der Alternativeszene der mittleren 80er-Jahre aus. Eine Tatsache, die einer weiteren Sprosse nach oben auf der Karriereleiter sicher nicht schadet. (Christian Schachinger / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.3.2007)