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Foto: APA/dpa/Rolf Haid
Was hat "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" mit Management zu tun? Wie sieht erfolgreiches Karenzmanagement aus? Karenzmanagement steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen.

"In vielen Unternehmen stellt die Ankündigung einer Familienphase durch gut qualifizierte MitarbeiterInnen einen Schock dar und führt oft zu einem Bruch in der Karriereplanung. Das muss allerdings nicht so sein. Karenzen beziehungsweise Auszeiten sind gut planbar und bedeuten - richtig angegangen- einen Mehrwert für das ganze Unternehmen." stellt Jasmine Böhm, Gesamtkoordinatorin der EQUAL-Entwicklungspartnerschaft karenz und karriere, fest.

Mangelhafte Strukturen

In vielen Unternehmen fehlen aber noch gut nutzbare Strukturen für aktives Karenzmanagement. Die Einzelpersonen müssen in jedem Einzelfall reagieren, statt zu agieren und sind damit ineffektiv. Sehr oft mangelt es an gezieltem Wissensmanagement, so dass die Organisation durch jede Karenz/ jede(n) karenzierte(n) MitarbeiterIn Wissen verliert.

Außerdem funktioniert der Wiedereinstieg oft nicht optimal, weil zwischen Unternehmen und MitarbeiterInnen nicht rechtzeitig und zielgerichtet geplant wurde. Reibungsverluste sind die Folge.

Weg vom Stressdenken

Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des abz*austria, bringt die Situation auf den Punkt: "Wir müssen weg von der Denkweise: Oh je, jetzt ist schon wieder eine schwanger und fällt aus. Auszeitenmanagement muss zum Normalfall werden. Solange der Karenzausstieg ein Stressthema für alle ist, kann der Nutzen auch nicht erkannt werden."

Nutzenfaktor

Gefragt ist ein systematisches Auszeitenmanagement. Das bedeutet für Unternehmen: den Handlungsbedarf Handlungsbedarf erkennen, rechtzeitig planen, Nutzen daraus ziehen und den Nutzen für beide Seiten - also Unternehmen und Karenzierte - verwerten. Hier findet der Begriff des Managens seine volle Berechtigung.

Vereinbarkeit

"Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss weggebracht werden von der Ebene der Frauenproblematik auf die Stufe des Managens. Auszeitenmanagement ist kein Sozialprogramm für Frauen. Auch Bildungskarenz oder ein längerer Ausstieg von MitarbeiterInnen auf Zeit gehören gemanagt", so Manuela Vollmann. Und sie ergänzt: "Der Bedarf an einem sinnvollen Auszeitenmanagement besteht für alle Arten von Karenzen!"

Kompetenzzentrum für Karenz und Karriere unterstützt Unternehmen

Das in seiner Gründungsphase befindliche karenz karriere kompetenzzentrum, das aus der EQUAL Entwicklungspartnerschaft karenz und karriere hervor gehen wird, richtet sich an Unternehmen und werdende Eltern, die ihr Karenzmanagement optimieren, Auszeiten verkürzen und den Wiedereinstieg erleichtern wollen. Das wird vor allem angesichts der demographischen Entwicklung immer wichtiger, denn die Unternehmen müssen zunehmend darauf achten, ihr Fachwissen in der Organisation zu halten.

Derzeit werden Angebote für Unternehmen und Eltern pilotiert und die Gründung des Kompetenzzentrums wird mit der Stadt Wien und Sozialpartner-Organisationen verhandelt. In Workshops und Beratungen werden mit Personalverantwortlichen und (werdenden) Eltern Lösungs- und Optimierungsstrategien erprobt.

win-win Situationen

"Es rechnet sich für jedes Unternehmen, in Karenzmanagement zu investieren, Fluktuation aufgrund von Elternschaft ist ein finanzieller Schaden", betont Manuela Vollmann, abz*austria. Studien haben gezeigt, dass das Einsparpotenzial, das durch Karenzmanagement entsteht, deutlich über den Kosten liegt.

Mithilfe von Karenzmanagement können Unternehmen die familienbedingte Fluktuation reduzieren und Abwesenheitszeiten verkürzen. Dadurch werden MitarbeiterInnen stärker an ihr Unternehmen gebunden und ihre Motivation steigt. Eine klare win-win Situation.

Karenzmanagement als Unternehmensstrategie - die Vorteile im Überblick:
  • Familienbedingte Fluktuation wird reduziert
  • Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitangebote und Telearbeit sichern wertvolle Personalressourcen
  • Abwesenheitszeiten von Müttern und Vätern verkürzen sich
  • Die Kosten für die Eingliederung von Wiedereinsteigerinnen können gesenkt werden
  • Familienfreundlichkeit steigert die Motivation und Leistungsbereitschaft der MitarbeiterInnen
  • Das Unternehmen erhöht seinen Wert als attraktiver Arbeitgeber für qualifizierte Frauen und Männer (red)