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Foto: AP/Rietschel
Kiel/Paris - Die Konjunkturprognosen für den Euroraum fallen für das Jahr 2007 weiter optimistisch aus: Erst im Laufe des Folgejahres 2008 soll der Aufschwung an Fahrt verlieren, so die Einschätzung des deutschen Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Als Wachstumsbremse nannte das Kieler IfW am Dienstag die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die gesunkenen Ölpreise treiben die Konjunkturaussichten der globalen Wirtschaft rasant nach oben, wenn auch mit deutlichen Unterschieden zwischen den großen Industriestaaten.

"Der Konjunkturaufschwung im Euroraum setzt sich in diesem Jahr fort", schreiben die Kieler Wirtschaftsforscher in ihrer neuen Prognose zur Eurozone, die am Dienstag in Kiel veröffentlicht wurde. "Das reale Bruttoinlandsprodukt dürfte wie im Vorjahr um 2,7 Prozent zulegen. Dabei wird die Expansion in Deutschland etwas höher sein als im übrigen Euroraum."

Im Euroraum entwickelt sich das ehemalige Schlusslicht Deutschland 2007 nach Ansicht des IfW wieder zur Wachstumslokomotive. Bereits am Montag hatte das Institut seine Wachstumsprognose für Deutschland deutlich erhöht: von 2,1 auf 2,8 Prozent. Das Konjunkturgefälle zwischen Deutschland und den übrigen 14 Euroländern habe sich 2006 umgekehrt, erläuterten die IfW-Ökonomen. "War der Produktionsanstieg im übrigen Euroraum in den Jahren zuvor deutlich stärker gewesen als in Deutschland, so blieb er im Jahresverlauf hinter dem in Deutschland zurück." Im vierten Quartal sei das reale Bruttoinlandsprodukt in Euroland um 3,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor gewesen, in Deutschland waren es 3,7 Prozent.

OECD optimistisch

Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht die Konjunktur in Deutschland nun optimistischer als zuvor. OECD-Chefvolkswirt Jean- Philippe Cotis setzte in Paris die Jahresprognose für Deutschland für das laufende Jahr kräftig von 1,8 auf 2,6 Prozent herauf. Er warnte aber, dies spiegele keine Beschleunigung des Wachstums wider, sondern der Wachstumsschub des zweiten Halbjahres 2006 wirke statistisch nach.

Die Konsolidierung der Staatsfinanzen in den Ländern mit gemeinsamer Euro-Währung komme unterdessen voran, hieß es in Kiel weiter. "Im Jahr 2006 hat sich die Situation der Staatsfinanzen im Euroraum spürbar gebessert. Das zusammengefasste Budgetdefizit nahm auf 1,8 Prozent ab, von 2,3 Prozent im Jahr 2005. Der größte Teil des Rückgangs ist allerdings konjunkturell bedingt."

Laut IfW-Ansicht wird der Aufschwung der europäischen Währungszone im Verlauf des Jahres 2008 wieder an Fahrt verlieren. Einer der Gründe sei, dass die Geldpolitik leicht bremst. "Nach unserer Prognose wird die EZB ihren Leitzins in diesem Jahr auf 4,25 Prozent anheben." Zuletzt hatte die EZB den Leitzins auf 3,75 Prozent erhöht. Das reale BIP werde 2008 nur noch um 2,3 Prozent zulegen. Die Arbeitslosigkeit sinkt allerdings laut Gutachten unter 7 Prozent.

Die Weltkonjunktur insgesamt legt nach den Berechnungen des IfW auch nach vier Jahren Boom weiter ein rasantes Wachstumstempo vor. "Wir haben unsere Prognose für die Zunahme der Weltproduktion im Jahr 2007 von 4,4 Prozent im vergangenen September auf nun 4,7 Prozent erhöht", heißt es in dem Gutachten.

Stützen des globalen Aufschwungs seien zurzeit der verhaltene Preisauftrieb für Verbraucher und die verhältnismäßig niedrigeren Ölpreise. "Für das kommende Jahr rechnen wir mit einer ähnlich starken Produktionsausweitung in der Weltwirtschaft." Das Produktionspotenzial in der Welt habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, hieß es. Es bleibe aber bei einem Konjunkturgefälle zwischen den großen Industrieländern. (APA/dpa)