Wien – Auf den ersten Blick ist der Unterschied zwischen dem Festlandnebelparder und dem Inselnebelparder nicht wirklich allzu groß. Dass er so groß sei wie der zwischen Tiger und Löwe, wie Forscher nun behauten, ist zumindest für Laien nicht ganz nachvollziehbar.

Bei der Fellzeichnung gibt es aber schon eindeutige Unterschiede, erklärt Jutta Jahrl, die Artenschutzexpertin der Umweltstiftung Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF): "'Der Borneo-Nebelparder'" hat dunklere Wölkchen auf dem Fell, das auch insgesamt dunkler ist, und einen durchgehenden doppelten Aalstrich." Es sei aber nicht überraschend, dass die Unterschiede bislang niemandem aufgefallen sind, meint Jahrl weiter: "Der Nebelparder ist nachtaktiv und äußerst gut getarnt. Selbst erfahrene Forscher bekommen ihn nur selten zu Gesicht." Immerhin haben diese nun herausgefunden, dass die DNA der beiden Arten in gut vierzig Details verschieden sei, was wiederum darauf schließen lasse, dass die Borneo-Nebelparder sich vor rund 1,4 Millionen Jahren von der Festland-Population abgespalten haben dürften.

Riesige Eckzähne

Beeindruckend ist die neue Spezies, die den offiziellen Namen Neofelis diardi trägt und rund einen Meter lang ist allemal: Die Eckzähne des Nebelparders sind in Relation zu seinem Körper die größten einer Katzenart überhaupt. Nach Schätzungen des WWF leben auf den Inseln Sumatra und Borneo bis zu 18.000 dieser Tiere.

Der Borneo-Nebelparder ist zweifellos die spektakulärste neue Tierart, die auf Borneo entdeckt wurde. Die Insel, die zu einem größeren Teil zu Indonesien und zu einem kleineren zu Malaysia gehört, entpuppte sich in den letzten Jahren nämlich als wahre Schatzkiste der Natur. Seit 1994 haben Forscher auf der Insel 361 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt, darunter eine neue Gibbon-Art und die wahrscheinlich größte Schabe der Welt. Allein in den vergangenen zwölf Monaten kamen 52 neue Spezies dazu. Die immer noch weitgehend unerforschte Insel der Biodiversität ist aber gefährdet: Auf Borneo werden jedes Jahr 13.000 Quadratkilometer Regenwald zerstört. Alle 20 Sekunden verschwindet damit eine Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes. (Klaus Taschwer/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 16.3. 2007)