Wien - Die Kollektivvertragsverhandlungen (KV) für die rund 40.000 Beschäftigten in der heimischen Chemieindustrie sind vorerst geplatzt. Eigentlich hätte man schon gestern in der zweiten Runde einen Abschluss erzielen wollen, tatsächlich sind die Verhandlungen aber bereits vor dieser Runde gescheitert. Der Grund: Die Arbeitgeber haben unmittelbar vor der zweiten Runde ein eigenes Gegenforderungspapier vorgelegt.

"Völlig überraschend", habe die Gewerkschaft den Verhandlungsführern kurz vor Beginn der Runde mitgeteilt, sie sähe keine Veranlassung, die vorbereitete Runde stattfinden zu lassen, so der Fachverband in einer Aussendung.

Bereits im Vorfeld der Verhandlungen wurde bei einem Sondierungsgespräch mit den Vertretern der Wirtschaft vereinbart, deren Anliegen in Arbeitsgruppen außerhalb der Lohnrunde zu diskutieren, so die Arbeitnehmervertreter. Die Gewerkschaften haben, wie immer, schon vor Beginn der Verhandlungen ihre Forderungen überreicht.

Nach einer konstruktiven ersten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber nun unmittelbar vor der zweiten Verhandlungsrunde überraschend Gegenforderungen übermittelt. Die Gewerkschaft werde erst dann an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn die Unternehmer ihr Forderungspaket zurückziehen und den im Sondierungsgespräch vereinbarten Weg beschreiten, so der zuständige Sekretär in der Chemiearbeitergewerkschaft, Ernst Koschitz, zur APA. Geplanter Verhandlungstermin ist der 21. März.

Zusammenfassung langfristiger Forderungen

Laut Fachverband der chemischen Industrie enthielt das übermittelte Forderungspapier lediglich eine Zusammenfassung der bereits im Vorjahr übergebenen langfristigen Forderungen. Darin wünscht sich die Industrie unter anderem eine Übertragung der Ist-Lohnvereinbarung auf die betriebliche Ebene. In den KV-Verhandlungen sollen nur noch die Mindestlöhne und -gehälter verhandelt werden. Die Wochenarbeitszeit soll von derzeit 38 auf 48 Stunden inklusive zuschlagfreier Normalarbeitszeit am Samstag angehoben werden. Weiters enthält das Industrie-Papier Verschlechterungen bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall sowie den Wunsch nach einer "nachhaltig strukturell wirksamen Dämpfung der Kostenauswirkungen des Biennalsprunges".

Im Vorjahr hatten sich die Sozialpartner nach 5 Verhandlungsrunden auf eine Erhöhung der Mindestlöhne um 2,8 Prozent und der Ist-Löhne um 2,6 Prozent geeinigt. In Deutschland verhandelten die Sozialpartner kürzlich für rund 550.000 Beschäftigte in der Chemieindustrie eine Lohnerhöhung um 3,6 Prozent für 13 Monate. (APA)