Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Newald
Was man schon im Vorfeld des heutigen Wiener Galerienmarathons durch die Seilerstätte und die umliegenden Gassen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen kann: Die Qualität der angepriesenen Kunst steht in keinem logisch nachvollziebaren Zusammenhang mit der des zwecks Animation oft, gern und bisweilen auch in beträchtlichen Mengen ausgeschenkten Achtels. Frei nach Lee Hazlewood: Das erste Glas des Abends ist nur selten wirklich gut. Dies ist eine Weisheit, die auf Tatsachen beruht. Obwohl - es gibt da schon eine leichte Tendenz zum besseren Achtel in den schlechteren Galerien. Und also sei nach einem Regelarbeitstag von hoffentlich ertragreichen zwölf Stunden zunächst leichtere Kunstkost an besseren Weinen anempfohlen. Erstens sind die Geschmacksnerven zu Beginn der Tour noch leicht reizbar, und zweitens - sagt mein Fitness-Coach immer: "Das Wichtigste ist das Aufwärmen!" Bei Vernissagen gilt es ja vor allem die Zunge zu lockern, tagsüber eher selten gebrauchte Worthülsen aus dem Speicher zu holen und die Gesichtmuskulatur auf enthusiasmiert einzustellen. Und: Ab ins Gewühl! (Ach ja, Weißwein ist ob der dezenteren Flecken immer die erste Wahl.) Und das Einzige, was abgesehen von der Rangordnung beim Küssen noch zu beherzigen ist, hat einer festgestellt, der von Vernissagen am gemeinsten betroffen ist: Santiago Sierra, ein Künstler: "Die meisten Leute verstehen nichts von Kunst. Wichtig ist, ihnen nichts zu erklären." (mm/ DER STANDARD, Printausgabe, 22.03.2007)