Neuerlich Biedermeier in der Albertina -
Ausstellung würdigt den Begründer der heimischen Genremalerei
Redaktion
,
Wien - "Peter Fendi und sein Kreis"
präsentiert in der Pfeilerhalle 118 Papierarbeiten und 22 Gemälde des
Begründers der heimischen Genremalerei und bedeutenden Aquarelllisten
sowie seiner wichtigsten Schüler. Bei dieser ersten großen Fendi-Ausstellung seit mehr als 40 Jahren
würden all' jene, die in der seit Februar laufenden Biedermeier-Schau
von der betont Schlichtheit des Gezeigten überrascht seien, mit
Sicherheit mit dem Brustton der Überzeugung befinden: "Ja, das ist
Biedermeier!", meinte Schröder bei der Presseführung.
Verantwortlich dafür ist eine Vielzahl von Genrebildern, mit denen
die heutige Vorstellung von Biedermeier stark verbunden ist:
Familien- und Alltagsszenen, Mütter mit ihren Kindern, Soldaten und
Blumenmädchen. Auch Schuberts "schöne Müllerin" lässt sich entdecken.
Realismus der Bilder
"Fendi findet nicht, er erfindet", warnte Schröder davor, den
Realismus der Bilder überzubewerten, man dürfe nicht verkennen, dass
es sich "um Idyllen, letztendlich Idealisierungen" handle, in denen
die angestrebte moralische und pädagogische Wirkung eine große Rolle
gespielt habe. Zwar wirken Bilder wie jene eines frierenden
Brezelbuben, eines gestolperten Milchmädchens oder einer
nachdenklichen jungen Frau vor dem Lotteriebüro wie Ausschnitte des
Alltags, doch sei der Großteil der negativen Aspekte des damaligen
Lebens nicht ins Bild gerückt.
Das Gemälde "Die traurige Botschaft", in der einer jungen Mutter
die Nachricht vom Tod des Gatten auf dem Schlachtfeld überbracht
wird, bildet gleichsam den Übergang zu den Werken des Fendi-Schülers
Carl Schindler, der sich vorwiegend dem Soldatenleben widmete, aber
auch zu seinen Kollegen Albert Schindler und Friedrich Treml.
Auftraggeber
Bei aller Hinwendung zum wahren oder idealisierten Alltagsleben
der breiteren Bevölkerungsschichten, waren auch das Kaiserhaus (v.a.
Erzherzogin Sophie, die Mutter des späteren Kaisers Franz Joseph I.)
und die Wiener Aristokratie wichtige Auftraggeber für den 1796
geborenen Peter Fendi, der in armen Verhältnissen aufwuchs und
infolge eines Sturzes als Kleinkind Zeit seines Lebens kleinwüchsig
und verkrüppelt war. Bis zu seinem Tod 1842 führte er zahlreiche
geradezu bürgerlich wirkende Porträts der kaiserlichen Familie, aber
auch Aufträge wie Schiller-Illustrationen aus. Seine Aquarelle - der
Großteil davon kommt aus der Albertina selbst - zählen in ihrer
"edelsteinhaften Qualität" für Schröder zu den Höhepunkten der Schau. (APA)
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