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Foto: APA/dpa/Gero Breloer
was ist eine kartoffel? eine kartoffel ist ein graubrauner, rundlicher, unförmiger knollen mit augen aus denen im frühjahr weiß-grünliche triebe sprießen. und was ist ein erdapfel? das gleiche. aber nicht dasselbe. der erdapfel ist ein kühner euphemismus, der einst aus einer knolle einen apfel machte, also ein schwindel, eine verdrängung, eine zumutung. vermutlich von einem realitätsverweigerer, der einer kartoffel nicht in die augen schauen konnte. stimmt nicht. nein, das war ein berühmter koch am hofe der maria theresia – wie hieß er doch gleich? – der wollte der kaiserlichen familie während des schlesischen krieges nicht ein preußisches knollengewächs zumuten, so eine semantische kreuzung zwischen pantoffel und karsamstag. da erfand er den erd-apfel. diese bezeichnung war salonfähig und eignete sich besser für salat, gulasch oder schmarrn. erdapfelsalat, das hat doch poesie. kartoffelpuffer kannte man sowieso nicht und wenn, dann nur fürs gesinde, von dem bekanntlich gesindel kommt. und was sagt die forschung zu grundbirn? ganz einfach: maria theresia schickte doch einen haufen einfacher leute ins banat. und? die siedlerischen weibsbilder wollten den herrischen apfel nicht anerkennen und nannten die kartoffel, nein den erdapfel grundlos birn. grundbirn. dabei haben sie aber nicht an das kopulativum grundbirngulasch gedacht. (Friedrich Achleitner/ DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.03.2007)